Schwere Ausschreitungen in den Niederlanden

Brennende Autos, Steine auf Polizisten, geplünderte Läden - die Niederlande erleben erneut eine unruhige Nacht. Jugendliche machen ihrem Ärger über die Corona-Ausgangssperre Luft. Aber unter ihnen sind auch Menschen, die wohl andere Ziele verfolgen.
dpa |
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Krawalle in Rotterdam: Ein Feuerwehrmann löscht einen Container, der bei Protesten gegen die landesweite Ausgangssperre in Brand gesetzt wurde.
Krawalle in Rotterdam: Ein Feuerwehrmann löscht einen Container, der bei Protesten gegen die landesweite Ausgangssperre in Brand gesetzt wurde. © Peter Dejong/AP/dpa
Amsterdam

Die Niederlande haben am Montagabend erneut schwere Ausschreitungen in Folge von aus dem Ruder gelaufenen Protesten gegen die Corona-Ausgangssperre erlebt.

Hunderte gewaltbereite Jugendliche randalierten nach Polizeiangaben bis zum späten Montagabend in mehreren Städten und griffen die Polizei an. Die Menschen hatten sich kurz vor Beginn der Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie in Stadtzentren versammelt. In großen Gruppen zogen sie plündernd und randalierend durch die Straßen. Unruhen wurden aus etwa zehn Städten gemeldet - darunter Amsterdam, Den Haag und Rotterdam. Mehr als 184 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen.

"Schamlose Diebe", klagte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb über den Mob. In seiner Stadt waren unter anderem Geschäfte zerstört und geplündert worden. "Wir konnten noch keine Bestandsaufnahme machen, aber es ist trotzdem eine traurige Bilanz", wurde er von der Zeitung "De Telegraaf" zitiert. In Den Bosch waren die Ereignisse nach einem Bericht eines Reporters des TV-Senders NOS "gehörig aus dem Ruder gelaufen". Nach einem Feuerwerk sei eine sehr große Gruppe von Randalierern in die Stadt gezogen. "Auf der gesamten Strecke wurden Plünderungen begangen, Feuer gelegt, Autos zerstört, Geschäfte geplündert."

In Rotterdam wurden Polizisten nach Berichten von NOS von rund 100 Randalierern mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die mobile Einheit der Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Nach Polizeiangaben wurden in der Hafenstadt rund 50 Menschen festgenommen. In Rotterdam wurden mindestens zehn Polizisten verletzt, sagte der Rotterdamer Polizeichef Fred Westerbeeke im niederländischen Radio.

Randalierer zogen durch verschiedene Städte der Niederlande, schlugen Fensterscheiben ein und plünderten Geschäfte. Bushaltestellen wurden demoliert, Feuer gelegt und Polizisten mit Feuerwerk und Steinen angegriffen. Auch Journalisten und Kamera-Teams waren nach Medienberichten Opfer von Gewalt. Die Polizei forderte inzwischen über Twitter Bürger auf, eventuelle Videoaufnahmen von den Ereignissen einzusenden, um die Ermittlungen zu erleichtern.

In Brabant und den Bosch versuchten Randalierer nach Medienberichten auch, in Krankenhäuser einzudringen. Die Polizei habe die Zugänge weiträumig abgeriegelt. Krankenwagen mussten in andere Kliniken ausweichen.

Gegen Mitternacht hatte die Polizei die Lage weitgehend unter Kontrolle, wie Polizeichef Willem Woelders im TV-Sender NOS sagte. "Wir stellen fest, dass es im größten Teil der Niederlande wieder ruhig ist."

Anlass der Unruhen sind die von der Regierung verhängten verschärften Corona-Maßnahmen und eine seit Samstag geltende Ausgangssperre. Doch Polizei und Bürgermeister der betroffenen Städte gehen davon aus, dass sich verschiedene Gruppen an den Krawallen beteiligen - darunter Corona-Leugner und Fußball-Hooligans und Neonazis.

Sonntagnacht hatten schwere Unruhen in etwa zehn Städten das Land erschüttert. Die Polizei hatte von den schlimmsten Krawallen seit 40 Jahren gesprochen. Polizei und Bürgermeister hatten zuvor bereits vor weiteren Unruhen gewarnt, nachdem mehrere Aufrufe in den sozialen Medien erschienen waren. Erste Krawalle hatte es bereits am Samstag gegeben.

Am Samstagabend war in den Niederlanden erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie landesweit eine Ausgangssperre in Kraft getreten. Die Bürger müssen von 21.00 bis 4.30 Uhr in ihren Wohnungen bleiben. Verstöße werden mit Geldbußen von 95 Euro bestraft.

© dpa-infocom, dpa:210126-99-168592/3

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5 Kommentare
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  • Snork am 28.01.2021 09:33 Uhr / Bewertung:

    Scheinbar haben die die amerikanische Mentalität übernommen. Sich dagegen wehren ist gut, alles kaputtmachen und plündern selbstverständlich nicht. Aber es gibt ja immer welche die mit der Sache nichts zu tun haben, es aber zum Anlass nehmen Verbrechen zu begehen weil sie denken sie fallen nicht auf.
    So verwerflich das auch ist, sollte die Regierung doch mal nachdenken ob die Maßnahmen nicht überzogen sind. Dann würden die Menschen sich nicht wehren, diese Trittbrettfahrer wären nicht auf den Plan getreten und es wär weiterhin Ruhe. Mit den Deutschen kann man sowas machen. Denen kann man mit Anlauf in die Schnauze hauen, die wehren sich nicht, noch nicht, aber andere Nationen sind da etwas anders.

  • Dr. Schönfärber am 27.01.2021 10:31 Uhr / Bewertung:

    Demnächst auch bei uns. Null Toleranz-und bei Plünderungen das machen was normalerweise gemacht gehört.

  • zOTTEL am 27.01.2021 00:34 Uhr / Bewertung:

    Puah, hätt ich von den überwiegend liberalen Niederländern ned erwartet.

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