Schweinegrippe: Kommt bald die zweite Welle?
HAMBURG/BERLIN/MOSKAU - Wie schlimm wird die Schweinegrippe die Deutschen noch treffen? Nach weiteren Todesfällen bei Patienten in Deutschland rechnen Experten mit einer zweiten Welle der Influenza-Epidemie.
In der kälteren Jahreszeit seien nun auch schwerere Krankheitsverläufe möglich, sagte der Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Uni-Klinik Bonn, Martin Exner. Am Freitag waren drei Menschen an der Neuen Grippe gestorben – darunter auch eine 48-Jährige ohne Vorerkrankungen (AZ berichtete).
Mit den aktuellen Todesfällen sind bisher mindestens fünf, möglicherweise auch sechs Schweinegrippe-Patienten in Deutschland gestorben. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gibt es in Deutschland inzwischen mehr als 25000 Fälle von Schweinegrippe.
Das Paul-Ehrlich-Institut erwartet aufgrund der steigenden Krankheitszahlen, dass die Skepsis der Bundesbürger gegen die Impfung zurückgeht. Allerdings will sich Umfragen zufolge immer noch ein Großteil der Bevölkerung nicht immunisieren lassen.
Das liegt auch an den unterschiedlichen Meinungen: Während einige Experten zu einer schnellen Impfung raten, halten sie andere für zweitranging. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler sieht in der normalen Herbstgrippe derzeit noch ein höheres Risiko als in der Schweinegrippe. Der FPD-Politiker will sich laut „Bild am Sonntag“ zuerst gegen die normale Grippe impfen lassen und danach erst gegen die Schweinegrippe. „Die normale Grippeimpfung sollte man keinesfalls vergessen“, sagte Rösler. Er empfiehlt, die Schweinegrippe-Impfung mit dem Hausarzt abzusprechen.
Außerdem warnen Experten vor Panikmache. Man wisse seit langem, dass auch Menschen ohne Vorerkrankungen durch die Schweinegrippe sterben könnten, sagte der Virologe Alexander Kekulé. In sehr seltenen Fällen rufe die Schweinegrippe eine direkte Lungenentzündung hervor. „Das Virus kann ganz unmittelbar die tiefen Atemwege befallen und wirkt dann tödlich“, so der Experte.
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