Schweine haben ein Herz für Menschen
Was wie ein Szenario aus einem Science-Fiction-Film klingt, wird zurzeit in München erforscht: Dort wollen Mediziner zuerst Schweineherzen in Affen transplantieren, später auch in Menschen.
?Ach, ein Schweineherz schlägt in meiner Brust? -in nicht allzu ferner Zukunft könnte einem Menschen durchaus dieser Spruch über die Lippen kommen. Im Klinikum München-Großhadern wird derzeit die Möglichkeit erforscht, Schweineherzen in Menschen zu transplantieren. Zur Vorbereitung soll im nächsten Jahr erstmals ein Schweineherz in einen Affen transplantiert werden.
Das teilte am Freitag das Robert-Koch-Institut (RKI) bei einer Tagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Xenotransplantation (Transplantation mit Tierorganen) mit. Das Verfahren könnte helfen, den Mangel an menschlichen Spenderherzen auszugleichen. «Die Fortschritte der vergangenen Jahre zeigen, das die neue Technologie einmal eine wichtige Rolle spielen könnte, um mehr kranken Menschen mit Transplantationsbedarf zu helfen», sagte RKI-Präsident Jörg Hacker. Entscheidend dabei sei, die Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen zu verhindern. Dazu wurden eigens gentechnisch veränderte Schweine gezüchtet.
Stoffwechsel ähnlich wie beim Menschen
Schweine sind als Spendertiere besonders geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem des Menschen ähnelt. Um Abstoßungsreaktionen zu verhindern, wurden in den vergangenen Jahren weltweit gentechnisch veränderte Tiere gezüchtet. Sie tragen auf ihren Zellen menschliche Immunregulatoren, wie das RKI erklärte: Das sind Eiweiße, die die Immunantwort beeinflussen. Auch für Diabetiker könnte die Xenotransplantation Linderung bringen. Pierre Gianello von der Katholischen Universität Brüssel hat Diabetes-kranke Affen durch die Transplantation von insulinproduzierenden Schweinezellen bis zu sechs Monate erfolgreich behandelt.
Schwein-Affen-Transplantation in den USA schon 2006 vollzogen
Im außereuropäischen Ausland ist die Forschung in diesem breich weiter fortgeschritten. Ein neuseeländisches Unternehmen erprobt bereits den Einsatz von inulinproduzierenden Zellen des Schweins beim Menschen.
Und in den USA gab es 2006 sogar schon erste Übertragungen von Schweineherzen auf Paviane «mit beachtlichen Überlebenszeiten», wie es hieß. Studien mit Menschen würden dort für das Jahr 2010 erwartet.
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