Schulsoftware im Internet: Lässiges Pauken am Laptop

MÜNCHEN - Lösen Online-Seiten das gute alte Lehrbuch in der Gunst von Schülern und Pädagogen ab? Die Chefin des „Internet-ABC“, Gabriele Becker, zählt im Gespräch mit der AZ Chancen und Gefahren der Internet-Paukerei auf. Ihr Fazit: Lernseiten im Netz können eine gute Ergänzung sein - wenn sie klar strukturiert und nicht voller Werbung sind.
Von Geografie bis Trigonometrie, von Photosynthese bis zu unregelmäßigen Verben: Es gibt keinen Lehrplanstoff, über den Schüler im Internet keine Informationen finden. Allein: Sind solche Webseiten wirklich eine Hilfe – oder schaden sie eher? Die AZ hat mit Gabriele Becker gesprochen, der Projektleiterin der Webseite „Internet-ABC“.
Ersetzt das Internet Schulbücher?
„Wenn ein Kind gelernt hat, mit dem Internet richtig umzugehen, kann es durchaus von dem reichhaltigen Angebot profitieren und Internetseiten für Schüler als Ergänzung zum klassischen Lernen nutzen“, sagt Gabriele Becker. Ein Schulbuch und die Hilfe von Lehrern und Eltern könne das Netz aber nicht ersetzten.
Welche Angebote gibt es?
Das Spektrum ist riesig: Quizfragen zum Thema Bewegung etwa finden Schüler auf www.physikquiz.de; die Übersicht aller unregelmäßigen französischen Verben auf www.leconjugueur.com; eine Reise durch den menschlichen Körper auf www.nanoreisen.de und den Satzglieder-Zug auf www.zum.de. Einige Internetseiten bringen den Kindern den Stoff auf spielerische Weise näher, andere sind eher informativ. Für jeden Lerntyp ist etwas dabei.
Woran erkennt man eine sinnvolle Lernseite?
Gut gemachte Wissens-, Lern-, und Übungsseiten zeichnen sich durch eine klare Struktur aus. Vor allem jüngere Kinder sind sonst schnell verwirrt, können sich nicht zurechtfinden. „Die Seiten sollten dem Alter des Kindes entsprechen. Mit einer Suchmaschine wie Google kann ein Kind gar nichts anfangen“, sagt Becker. Auf einer Kinderseite habe zum Beispiel Werbung nichts zu suchen.
Welche Seiten sind für jüngere Kinder empfehlenswert?
Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gibt es auf www.internet-abc.de viele hilfreiche Links zu allen Schulfächern. Die Internetseite ist ein Projekt der Landesanstalt für Medien, die Links sind von erfahrenen Medienpädagogen geprüft. Besonders für jünger Kinder geeignet ist die Suchmaschine www.fragfinn.de: Sie ist übersichtlich, erschlägt die Kinder nicht mit zu viel Information und bietet geprüfte Links an.
Wo liegen die Gefahren?
Den meisten Kindern macht der Umgang mit dem Internet Spaß, sie wollen viel Zeit damit verbringen. Wie beim Fernsehen droht die Gefahr, dass das Kind kein Buch mehr in die Hand nimmt oder sich nicht mehr an der frischen Luft austobt. Leider gibt es immer mehr Anbieter, die mit kindlichen Internet-Usern Geld machen wollen. Kinder lesen sich das Kleingedruckte nicht durch, geben bereitwillig Namen und Adresse an.
Was können die Eltern tun?
Es ist wichtig, dass Kinder lernen, mit dem Internet richtig umzugehen. Viele Internetseiten sind unstrukturiert, voller Werbung oder gar kostenpflichtig. „Eltern sollten deshalb dem Kind zur Seite stehen und einen Blick auf die besuchten Internetseiten werfen“, rät die Expertin. Darüber hinaus sei es wichtig, dass Kinder nicht beliebig viel Zeit vor dem Computer verbringen. Hier gelte es klare Grenzen zu setzten.
Franziska Faßbinder