Schön ordentlich
Schönheit ist wie eine Sucht, fast jeder jagt ihr hinterher. Doch: Was uns gefällt, das halten wir eigentlich nur für aufgeräumt – sogar beim Verlieben.
Schönheit ist wie eine Sucht: Fast jeder jagt ihr hinterher, der Kosmetikindustrie bringt sie weltweit jedes Jahr 160 Milliarden Dollar ein, und Schönheitschirurgen sind gefragt wie nie zuvor. Trotzdem kann kaum jemand definieren, was Schönheit eigentlich ist. Erst langsam kristallisieren sich die Antworten heraus, wie das Magazin „bild der wissenschaft“ in seiner Juni-Ausgabe berichtet.
Sicher ist mittlerweile
Schönheit ist so wichtig für den Menschen, dass die Vorliebe dafür angeboren ist. So fesseln schöne Gesichter schon bei Säuglingen die Aufmerksamkeit länger als andere. Doch worauf genau reagiert das Gehirn? Hinweise darauf geben Umfragen: Eine schöne Frau hat ein ebenmäßiges Gesicht, glatte Haut, glänzende Haare, große Augen undweiße Zähne. Auch Seifenblasen gelten als schön, Rosenblüten, Diamanten, das Pantheon und das Taj Mahal. Sogar einfache Glassplitter, zumindest dann, wenn sie sich in einem Kaleidoskop befinden.
Was alle diese Dinge verbindet: Sie sind auf irgendeine Art symmetrisch. Auch ein Experiment aus den 1990er Jahren deutet in die gleiche Richtung. Darin wurden Testpersonen gebeten, ein weibliches Gesicht am Computer so zu verändern, dass es schön wird. Alle Probanden vergrößerten die Stirnpartie und verkleinerten gleichzeitig den unteren Teil des Gesichts, sie machten die Augen größer und die Lippen voller. Am Ende folgten die Proportionen dem „Goldenen Schnitt“, einem künstlerischen Maß für Ästhetik, bei dem zwei Größen etwa im Verhältnis 1,618 zu 1 stehen.
Ordnung und klare Regeln
Schönheit ist demnach nichts anderes als eine Nebenwirkung der Ordnungsliebe des Menschen. Diese vermittelt das Gefühl, dass mitten im Chaos noch Ordnung herrscht und die Welt klaren Regeln folgt. Das wiederum schafft Vertrauen – und das empfindet man als schön.
Diese Kriterien können dank des ausgeklügelten hirneigenen Bewertungssystems innerhalb von Bruchteilen von Sekunden beurteilt werden – so schnell erfasst nämlich der Mensch die Attraktivität eines Gegenübers. Das wiederum bringt eine ernüchternde Konsequenz mit sich: Die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick ist demnach nicht das intuitive Erfassen der edlen inneren Werte eines anderen, sondern eine rein instinktive Reaktion auf Äußerlichkeiten.
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