Schlimmer Verdacht nach Feuerdrama
Für das Feuer in Hamburg, bei dem eine Mutter und ihre zwei Jungen starben, sind vermutlich Brandstifter verantwortlich. Die Polizei ermittelt mit Hochdruck – und wertet nun Hinweise von Zeugen aus
Hamburg – Nach dem Feuer in einem Hamburger Mehrfamilienhaus mit drei Toten haben sich mehrere Zeugen bei der Polizei gemeldet. „Wir gehen inzwischen zahlreichen Zeugenaussagen nach“, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Diese würden derzeit ausgewertet. Zudem würden die am Brandort sichergestellten Gegenstände kriminaltechnisch untersucht – auch auf Brandbeschleuniger. „Die Untersuchungen laufen noch“, sagte die Sprecherin. Brandexperten des Landeskriminalamts (LKA) gehen von Brandstiftung aus. Eine Sonderkommission der Polizei führt die Ermittlungen. Ein Polizeisprecher sagte: „Wir haben keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche Motivation für diese Straftat.“
In den Flammen waren am Mittwochabend eine 33-jährige Mutter aus Pakistan und ihre beiden sechs und sieben Jahre alten Söhne ums Leben gekommen. Rund 150 Anwohner gedachten am Donnerstagabend nach Polizeiangaben der Opfer. Sie versammelten sich schweigend und stellten Kerzen vor die Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber. Ein Kinderwagen, der im Hauseingang stand, gilt als mutmaßlicher Brandherd. Es war zunächst unklar, ob es sich um vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung handeln könnte. Die LKA-Experten wollten auch einen technischen Defekt nicht restlos ausschließen. Der Kinderwagen stand in der Nähe eines Elektroverteilerkastens, über den zunächst als wahrscheinliche Brandursache spekuliert worden war.
Als das Feuer am Mittwochabend ausbrach, wollten die Frau und die zwei Jungen wohl versuchen, aus ihrer Dachgeschosswohnung durch das verrauchte Treppenhaus des Altbaus zu fliehen. Die heißen Rauchgase führten nach Darstellung der Feuerwehr zu Verbrennungen – und dazu, dass die Familie erstickte. Die Einsatzkräfte entdeckten die drei Toten in der Wohnung im vierten Stock. Der Vater der Kinder war während des Brandes nicht zu Hause; er wurde später psychologisch betreut. 27 Bewohner des Mehrfamilienhauses wurden laut Polizei verletzt, 15 von ihnen kamen zunächst in Krankenhäuser. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Brandstiftung gegen unbekannt. Die Stadt Hamburg nutzt das Haus mit elf Wohnungen als Unterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und Obdachlose.
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