Schlank im Schlaf
Weder hungern noch Punkte oder Kalorien zählen. Dafür das Richtige zum richtigen Zeitpunkt genießen, sich pappsatt essen - und dennoch abspecken. Wie das klappen soll, erklärt ein Mediziner.
Es klingt zu schön um wahr zu sein. Doch genau das behauptet zumindest der Titel der Bestseller-Buchreihe „Schlank im Schlaf“ (Gräfe & Unzer, 12,90 Euro), deren fünfter Band jetzt erschienen ist. Die AZ sprach mit dem Erfinder der Methode, Dr. Detlef Pape, der in Essen als Facharzt für Innere Medizin arbeitet.
AZ: Herr Dr. Pape, Sie sind ja wirklich schwer zu erreichen!
DETLEF PAPE: Ja, bitte entschuldigen Sie, ich gebe hier ständig Interviews, habe zum Beispiel gerade einen Termin mit dem Frühstücksfernsehen vereinbart.
Da müssen Sie wohl vor 5 Uhr aufstehen. Weniger Zeit um abzunehmen, oder?
Genau! Die wollten eben wissen, was sie für meinen Studio-Auftritt alles einkaufen sollen, hatten Obst, Gemüse und Körner auf dem Zettel.
Hört sich gut an.
„Holen Sie mal Pommes, Croissants und Nutellabrötchen!“, hab’ ich verlangt.
Wie bitte?
Ja, ich habe noch keinen Pommes-Toten getroffen. Sie? Da stecken 20 Jahre alte Ideologien dahinter, aus einer Zeit, als mit diesen alten Friteusen gearbeitet wurde. Das haben wir doch alles gar nicht mehr. Durch neue technische Verfahren werden zum Beispiel Pommes ausgesprochen fettarm hergestellt. Ich empfehle sie mittags zum satt essen.
Laut Ihren Büchern darf man ja mittags essen, was man will.
Bei mir gibt's keine verbotenen Lebensmittel. Unsere Aufsichtsbehörden haben doch alles geprüft. Die böse Currywurst, die fiesen Chips - das sind nur Imagebilder! Zwischen 11 und 16 Uhr ist wirklich Happy Hour im Körper. Das scheinbar ungesunde Essen landet in der Muskelzellverbrennung und wird nicht in die Fettzelle weitergereicht.
Und abends legt man sich einfach schlafen und die Pfunde purzeln?
Nein, man muss sich schon vorbereiten.
Vorher Marathon laufen?
Abends nur Eiweißmahlzeiten zu sich nehmen! Die gibt's schon seit zwei Millionen Jahren – es sind die alten Lagerfeuer-Essen der Urmenschen.
Soll ich etwa auf dem Viktualienmarkt nach Mammutsteaks fragen?
Nicht nötig, Geflügel, Fisch, Ei, Käse, Quark, Naturjoghurt – dürfen Sie alles essen.
Und dann nehme ich ab?
Ja, wenn Sie abends auf Kohlenhydrate verzichten. Die locken nämlich Insulin, dass die Türen zu den Fettzellen blockiert. Gibt's stattdessen nur Eiweiß, fließt das Fett in den Blutkreislauf, wird von Muskeln und Zellen aufgenommen und dient als Brennstoff für die Körperwärme.
Je länger ich schlafe, desto mehr Gewicht verliere ich?
Nein. Kurz nach 8 Uhr beginnt in der Regel die Insulinausschüttung und der Körper beendet die nächtliche Fettverbrennung.
Und wenn man nur kurz schläft?
Wissenschaftlich bewiesen ist: Wer weniger als sechs Stunden schläft, wird dicker, hat früher Diabetes und wiegt sechs bis acht Kilo mehr.
Wann darf ich denn spätestens noch etwas essen? In vielen Ratgeberbüchern ist von 18 oder 19 Uhr die Rede. Das ist leider so unrealistisch!
Das sind auch Ansichten aus dem 18. Jahrhundert, die leider immer noch von manchen Ernährungswissenschaftlern gepflegt werden. Richtig ist: Wenn jemand nach 18 Uhr Mischkost isst, nimmt er nicht mehr ab. Die Eiweißmahlzeiten dagegen können Sie problemlos bis 23 Uhr zu sich nehmen. Hauptsache, sie finden statt!
Manche lassen ja einfach eine Mahlzeit ausfallen.
Das ist keine gute Idee. Nur zwei Mal essen oder gleich zehn Mal – das bringt’s nicht. In der Regel gilt: Wer drei Mahlzeiten täglich zu sich nimmt, ist schlank und fit, wird zum Leistungsträger.
Was soll man dabei genau essen?
Vereinfacht gesagt: morgens Kohlenhydrate wie Brot und Müsli, mittags alles, abends Eiweiß wie Fleisch und Fisch. Und keine Zwischenmahlzeiten.
Und Sport?
Ist fürs Fett abnehmen nicht entscheidend. Nur Leistungssportler, die täglich stundenlang trainieren, können auf diese Weise ihren Winterspeck loswerden. Bei Normalos, die drei, vier Mal die Woche joggen, sieht’s anders aus. Eine Hand voll Nüsse – schon ist der ganze Abbrenn-Effekt zunichte, nach dem Motto: Gehen Sie zurück auf Los.
Wie viel soll man im Schlaf abnehmen können?
Wenn ein übergewichtiger Mensch seine Ernährung kontinuierlich umstellt, würde ich sagen: ein Kilo Fettmasse pro Monat, im Jahr wären also zehn bis zwölf Kilo. Zu Frauen sage ich immer: Das sind zwei Kleidergrößen.
Interview: loko
Was Sie wann essen dürfen, lesen Sie unten.
Morgens
Das dürfen Sie essen: Brot, Semmeln, pflanzliche Margarine, Butter, Sahne, Konfitüre, Honig, vegetarischer Aufstrich, Müsli mit Saft, Obst und Nüssen, viel Kohlenhydrate.
Das sollten Sie nicht essen: Wurst, Käse, Eier, Fleisch, Geflügel, Fisch, Milch, Milchprodukte, Cappuccino, Latte Macchiato. Eiweißhaltige Kost.
Mittags
Das dürfen Sie essen: Spaghetti, Schnitzel, Pizza, Döner, Pommes frites, Obst, Gemüse, ausgewogene Mischkost, Bier, Cappuccino, Wein, Getränke aller Art, Obstsäfte, Limonaden.
Das sollten Sie nicht essen: keine Einschränkungen.
Zwischendurch
Das dürfen Sie zu sich nehmen: Getränke wie Wasser, Kaffee (max. ein bis zwei Löffel Milch), Kräuter-, Pfefferminzund Fencheltee (ohne Zucker, Süßstoff erlaubt).
Das sollten Sie lieber lassen: Bier, Cappuccino, Wein, Früchtetee, zuckerhaltige Getränke einschließlich Fruchtsaft. Essen jeder Art!
Abends
Das dürfen Sie essen: Fleisch, Fisch, Geflügel, Ei, Käse, Quark, Naturjoghurt, Bier, Wein, Kräutertee, Wasser, Gemüse, Salat. Nur eiweißhaltige Kost.
Das sollten Sie nicht essen: Brot, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Getreideprodukte, Mais, Obst, Süßigkeiten, Cappuccino, Früchtetee, Limonade, Obstsaft, grundsätzlich Kohlenhydrate.
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