Schiffskollision in Cuxhaven – Riss lässt Öl austreten

Unfall im Hafen, Öl im Wasser: Nach dem Zusammenstoß zweier Schiffe lief jede Menge Treibstoff aus. Umweltschützer befürchten bleibende Schäden.
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Die Einsatzkräfte schützen sich mit Atemmasken.
Die Einsatzkräfte schützen sich mit Atemmasken. © Sina Schuldt/dpa
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Cuxhaven

Nach einer Schiffskollision sind mehrere Tausend Liter Treibstoff an der Küste von Cuxhaven ausgelaufen. Die Einsatzkräfte gehen von rund 6.000 Liter Marinedieselöl aus. "Es gab auch schon mal mehr Öl im Hafen", meinte eine Sprecherin des Havariekommandos. "Aber jeder Tropfen Öl, den wir im Wasser haben, ist zu viel." 

Auch Stunden nach dem Unfall am Morgen lief die Ölbekämpfung weiter. Bis zum Mittwochnachmittag hatten die Einsatzkräfte etwa 80 Kubikmeter Öl-Wasser-Gemisch von der Wasseroberfläche entfernt und in ein Tankschiff und in einen Tanklastwagen gepumpt, wie das Havariekommando mitteilte. "Die Arbeiten dauern weiter an, ein Ende ist bislang noch nicht abzusehen", hieß es. 

Die Schiffsbesatzung blieb den Angaben nach unverletzt, der Schiffsverkehr auf der Elbe ist durch den Einsatz nicht beeinträchtigt.

80 Zentimeter langer Riss im Schiff

Der Unfall ereignete sich morgens beim Einlaufen in den Vorhafen. Das 69 Meter lange Tankschiff "Capella" stieß dabei mit dem 44 Meter langen Offshore-Versorgungsschiff "Coastal Legend" zusammen. Die Wasserschutzpolizei geht nach ersten Ermittlungen davon aus, dass der Kapitän des Tankschiffes die Umstände falsch eingeschätzt hatte. "Wir haben keine Hinweise auf einen technischen Fehler", sagte eine Sprecherin der Polizei. Die Höhe des entstandenen Sachschadens ist noch unklar.

Beide Schiffe konnten nach Angaben des Havariekommandos im Hafen festgemacht werden und drohen nicht zu sinken. Bei dem Zusammenprall wurde das Offshore-Schiff beschädigt. Die Einsatzkräfte stellten einen 80 Zentimeter langen Riss fest. Treibstoff trat aus, der roter Ölfilm schwimmt größtenteils unter den Stelzen des Lübbertkais.

Flugzeug und spezielles Schiff im Einsatz

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr errichteten Ölsperren. Mit speziellen Geräten - sogenannten Skimmern - versuchen sie, das Öl von der Wasseroberfläche zu entfernen. Ab fünf Kubikmetern Schadstoff - also 5.000 Litern - sprechen die Experten von einem "komplexen Schadstoffunfall". Dann übernimmt das Havariekommando die Einsatzleitung.

Die Einsatzkräfte arbeiten mit Atemschutzmasken, um keine Dämpfe einzuatmen. Sie bemühten sich, den Großteil des Öls noch vor der Flut am Mittag zu entfernen, damit der Treibstoff vom Hafenbecken nicht weiter ins offene Meer gelangt. Die Besatzung eines Ölaufklärungsflugzeug erkundete die Einsatzstelle aus der Luft. Damit will das Havariekommando überwachen, ob Teile des Öls in die Elbe gelangt sein könnten. Bislang habe dies "weitgehend verhindert" werden können, teilte die Behörde am späten Nachmittag mit. Auch ein spezielles Ölfangschiff ist im Einsatz.

Am Nachmittag trafen zudem Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks aus Bremerhaven ein. Sie lösten die THW-Helfer aus Cuxhaven ab, die seit dem Morgen das ausgelaufene Öl bekämpft hatten. 

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer dankte dem Havariekommando und den Einsatzkräften für ihre Arbeit. "Dank des schnellen und kompetenten Eingreifens nicht nur von THW und Feuerwehr, sondern auch des Havariekommandos konnten schlimmere Folgen der Schiffskollision vermieden werden", sagte der Grünen-Politiker der dpa.

Meyer sprach sich dafür aus, das Havariekommando als gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf Küstenländer weiter auszubauen. Denn mit dem zunehmenden Schiffsverkehr vor der Nordseeküste wachse auch das Risiko für Unfälle, sagte der Umweltminister. "Eine große Ölkatastrophe am Rande oder im Wattenmeer wäre eine riesige Gefahr für unser einzigartiges Weltnaturerbe und den Lebensraum unzähliger Vogelarten." 

Umweltorganisationen befürchten Schaden

Die Umweltorganisation Greenpeace geht nach der Havarie in Cuxhaven von einem größeren Schaden aus. "Nach dieser Kollision sind Umweltschäden unvermeidbar", befürchtet Meeresbiologe Thilo Maack. "Tiere, die mit dem Öl in Kontakt kommen, werden vergiftet." 

Öl verhindere den Sauerstoffaustausch zwischen Wasser und Luft. So drohen wirbellose Tiere aus dem Plankton zu ersticken. "Bei Fischen können die Kiemen verkleben, Wasservögel verlieren ihre schützende Isolierschicht", teilte Maack mit.

Wenn das Öl nicht schnell genug abgeschöpft wird, könne das Ökosystem noch lange belastet sein. "Öl kann sich in Hafensedimenten ablagern und über Jahre Schadstoffe freisetzen", erklärte der Greenpeace-Experte für Kriseneinsätze.

Nabu fordert Konsequenzen

Auch der Naturschutzbund (Nabu) spricht von einer ernsten Lage. "Öl gehört nicht ins Wasser und bei mehreren tausend Litern steigt das Risiko gravierender ökologischer Folgen deutlich", betonte ein Sprecher. Gerade in ruhigen Hafenbereichen bestehe die Gefahr, dass das Öl nicht schnell genug abgebaut wird und langfristige Schäden verursacht - mit Folgen für die Wasserqualität, Lebensräume im Meer, Fischerei und den Hafenbetrieb. 

Die Organisation fordert Konsequenzen. "Die Ursachen des Unfalls müssen lückenlos aufgeklärt werden. Bei Versäumnissen muss es Konsequenzen geben, auch um zukünftige Unfälle zu vermeiden." Grundsätzlich sollten Einsatzkräfte besser ausgerüstet, eine Lotsenpflicht in stark befahrenen Seegebieten eingeführt und hochgiftige Öle nicht mehr in der Schifffahrt verwendet werden. "Der erneute Unfall in Cuxhaven zeigt einmal mehr: Unsere Meere sind längst am Limit."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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