Satellitensystem Galileo: Milliardengrab im All
MÜNCHEN - Und es geht wieder zu Lasten der Steuerzahler: Europas Navigations-Satellitensystem Galileo wird um vieles teurer – und kommt zehn Jahre später. Es werden zusätzliche Kosten von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro entstehen.
Neue Hiobsbotschaft für den Steuerzahler: Das Navigations-Satellitensystem Galileo wird noch einmal fast zwei Milliarden Euro teurer als ursprünglich geplant. Damit müssen in den nächsten 20 Jahren rund 20 Milliarden Euro aufgebracht werden.
Die EU hatte sich alles so schön ausgedacht: Galileo sollte in Konkurrenz zu GPS treten, das bisher die Navigationsgeräte speist. Die Politiker wollten sich eine Scheibe vom Kuchen des Geschäftes abschneiden und nicht vom amerikanischen Verteidigungsministerium, das GPS betreibt, abhängig sein.
Nach der von den beteiligten EU-Staaten, auch Deutschland, finanzierten Aufbauphase sollte das Projekt privatisiert werden und Gewinne abwerfen. Pustekuchen.
Jetzt steht die EU vor einem Milliardengrab:
Es werden zusätzliche Kosten von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro entstehen.
Statt erhoffter Gewinne wird es einen jährlichen Zuschussbedarf von 750 Millionen Euro geben, bei nur 100 Millionen Einnahmen, heißt es laut „Financial Times Deutschland“ in einem Kommissions-Bericht. Dessen Fazit: „Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Betriebskosten die Einnahmen auch langfristig übersteigen werden.“ Bisher waren die Betriebskosten auf 250 Millionen Euro jährlich taxiert worden.
Und zu allem Überdruss wird Galileo auch noch viel später als geplant fertig. Der Start der ersten beiden Satelliten soll im dritten Quartal des nächsten Jahres erfolgen, der Endausbau wird bis 2017/18 erwartet – zehn Jahre später als ursprünglich erhofft.
Und bis dahin wird nicht nur GPS Konkurrent sein, sondern ein drittes Navi-System, das China derzeit aufbaut.
Für den SPD-Haushaltspolitiker Klaus Hagemann ist es „ein Hammer, dass erst jetzt ans Tageslicht kommt, dass Galileo ein dauerhafter Zuschussbetrieb wird.“mh
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