Sanft entschlafen

Vicco von Bülow starb am Montag in seinem Haus am Starnberger See. Mit trockenem Humor und feinem Sprachwitz hat der 87-Jährige ein Millionenpublikum erreicht
von  Abendzeitung


AMMERLAND Er brachte Generationen von Deutschen zum Lachen, galt als größter Unterhalter der Nachkriegszeit, für viele war er „Deutschlands komischste Figur”. Nun ist Vicco von Bülow, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Loriot, mit 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See gestorben. Er hinterlässt seine Frau, zwei Töchter und zwei Enkelkinder.
Wie eine Sprecherin des Schweizer Diogenes-Verlages, in dem Loriots gesammelte Werke erschienen, auf Wunsch der Familie mitteilte, ist er am Montag zuhause „sanft entschlafen”. Loriot starb an Altersschwäche. Die Trauerfeier finde nun im engsten Familienkreis statt. Wann, möchte die Familie nicht bekannt geben. Auch eine ergänzende Stellungnahme lehnte die Familie ab.
Der Ernst des Lebens – für Loriot war er stets heiter. Mit feinem Sprachwitz und hintersinnigen Pointen erreichte er ein Millionenpublikum. Bei Beliebtheitsumfragen schaffte er es stets auf die vorderen Plätze. Seine Bücher, Karikaturen, satirischen Prosastücke, Filmauftritte, Fernsehserien und Spielfilme haben meist zu tun mit dem Irrtum im Alltag und mit grotesken Missverständnissen.
Vicco von Bülow, am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel geboren, stammte aus einer Offiziersfamilie. Bekannt wurde er zunächst Cartoons und Knollennasenmännchen. In den 70er Jahren kamen TV-Sketche hinzu. Geliebt wurde er für den Sketch vom Rentner Erwin Lindemann, der mit seiner Tochter und dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen will. Auch der Streit ums hartgekochte Frühstücksei, das Zeichentrickpärchen „Wum und Wendelin” und Weihnachten bei Hoppenstedts sind Kult geworden. Im Kino war er erfolgreich mit „Ödipussi” und „Pappa ante portas”.
Zuletzt war es ruhig geworden um den großen Humoristen. Ab und an sah man ihn mit einem seiner Möpse („Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos”) am Starnberger See spazieren gehen. Die Augen machten nicht mehr mit.
Im April war seine Tochter Susanne von Italien nach Bayern zurückkehrt, um sich um ihren Vater zu kümmern. Anfang April betonte sie, dass es ihm schlechter gehe. „Altersbedingt geht es langsam bergab. Mein Vater wird schwächer.” Loriot hatte bereits eine Augen-Operation hinter sich, weil sich die Netzhaut ablöste. Für den Künstler, der gerne malte, war das eine Katastrophe. „Weil er kaum noch sehen kann, liest er pro Tag nur noch eine Seite”, so die Tochter.
Gepflegt hat ihn seine Ehefrau Romi von Bülow, ehemalige Modezeichnerin, mit der er Anfang Mai 60 Jahre Ehe mit der Diamantenen Hochzeit feierte. kuk

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