Rückenschmerzen: So hilft das richtige Essen

Der Münchner Orthopäde Martin Marianowicz erklärt, warum die Ernährung bei dem Leiden so wichtig ist und wie man die Bandscheiben, die Wirbelsäule und die Muskulatur stärkt.
von  Rosemarie Vielreicher
Der Orthopäde Martin Marianowicz betreibt das Zentrum für Diagnose und Therapie in München sowie die Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee.
Der Orthopäde Martin Marianowicz betreibt das Zentrum für Diagnose und Therapie in München sowie die Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee. © dpa, imago, privat

München - Ewiges Sitzen im Büro, zu wenig Sporteln nach Feierabend – und dann tut irgendwann der Rücken weh. Diese Beschwerden sind mittlerweile eine Volkskrankheit, sie können junge als auch ältere Menschen treffen.
In Bayern werden deutschlandweit am meisten Menschen deswegen operiert, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung im Juni gezeigt hat.

Der Münchner Orthopäde Martin Marianowicz sieht das kritisch: "In Zeiten des Mikrochips behandeln wir Rückenschmerzen wie zur Zeit der Dampfmaschine." Er sagt: "Viele denken, wenn wir Schrauben reinbauen und Teile austauschen, verbessern wir das Problem. Aber Rückenleiden sind komplex."

Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wie etwa das Gewicht, genügend Bewegung, aber auch die Psyche und Stress sowie die Haltung. Und noch etwas ist ihm zufolge entscheidend: die Ernährung. "Sie ist ein wichtiger Baustein zu einem gesunden Rücken," betont Marianowicz.

"Die Bandscheiben funktionieren über viel Flüssigkeit"

"Es gibt bestimmte Lebensmittel, die der Wirbelsäule und den Bandscheiben guttun und solche, die sich schlecht darauf auswirken. Die einen verstärken oder beschleunigen den degenerativen Prozess und andere halten ihn auf." Der AZ erklärt der Experte, wie man seinen Rücken mit einer bewussten Ernährung stärken kann und was man lieber nicht essen beziehungsweise trinken sollte:

Flüssigkeit für die Bandscheiben

Die Bandscheiben wirken wie Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln. Der Orthopäde sagt: "Die Bandscheiben funktionieren über viel Flüssigkeit." In der Flüssigkeit enthalten sind alle Nährstoffe, die die Zellen brauchen. Zum Beispiel Mineralien, Vitamine und Enzyme.

Marianowicz empfiehlt deswegen, drei Liter am Tag zu trinken. Am besten natürliches Wasser ohne Kohlensäure. Dagegen sollte man auf zu viel Kaffee und Alkohol verzichten. Dadurch schließen sich nämlich die Gefäße und die Zirkulation wird behindert.

Kalzium für die Knochen

Für starke Knochen braucht der Körper Kalzium. Und zwar am besten 1000 Milligramm am Tag, rät der Mediziner. Viel davon steckt unter anderem in Hartkäse, Milch, Hülsenfrüchten und Brokkoli. Den Rücken mit Übergewicht nicht überbeanspruchen

Obacht bei Cola

Es gibt Speisen und Getränke, die Marianowicz dagegen "Kalziumräuber" nennt: Sie binden das für die Knochen wichtige Kalzium, das dadurch ausgeschieden wird. Phosphatreiche Speisen und Getränke sollten deswegen vermieden werden.
Sprich: vor allem Süßgetränke wie Cola oder Fanta. Aber auch Fertiggerichte und Schmelzkäse gehören dazu.

Eiweiß für die Musskulatur

Der Rücken braucht eine starke Muskulatur, um dauerhaft gesund zu bleiben. Die kann man mit Bewegung sowie mit viel Eiweiß – der Orthopäde rät zu Fisch – und schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Nuddelgerichten und Kartoffeln aufbauen. Fleisch sollte dagegen maximal ein- bis zweimal die Woche auf den Tisch kommen. Er betont: "Auf keinen Fall täglich."

Basenbetonte Ernährung

Generell rät der Arzt zu einer basenreichen und säurearmen Ernährung, weil das den Stoffwechsel fördere und den Abbau der Strukturen im Körper hemmt. Zu empfehlen sind vor allem Gemüse und Obst. Gute Lebensmittel sind: Ananas, Avocado, Grapefruit, Brokkoli, Karotten, Knoblauch, Tomaten, Zwiebeln, Rote Beete und Grünkohl.

Besser Finger weg heißt es dagegen bei diesen säurebildenden Lebensmitteln: Fertiggerichte, schwarzer Tee, nicht biologisch aufgezogenes Fleisch, Sahne, Meeresfrüchte, Kaffee und Alkohol.

Übergewicht

Auch zu viel Gewicht auf den Rippen ist schlecht für den Rücken. "Wenn ich den Körper überbeanspruche, kann er nicht erfüllen, was er soll." Sich strikt am Body Mass Index (BMI) zu orientieren, davon hält der 62-Jährige nichts. Sein Ratschlag: "Ich sage lieber: Wer 1,80 Meter groß ist, sollte etwa 80 Kilo wiegen."

Helfen diese Ernährungstipps nur bei Menschen, die noch keine Beschwerden haben? "Wenn man klug ist, macht man das nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist", sagt der Experte. Dennoch: Die Ernährung umzustellen und sich bewusst rückenfreundlich zu ernähren, helfe sowohl vorbeugend als auch bei Menschen, die schon betroffen sind. Und gerade bei ihnen appelliert er ans Umdenken beim Essen: "Menschen, die einmal Rückenschmerzen entwickelt haben, sind gefährdet, im Laufe ihres Lebens wieder darunter zu leiden." Allzu ungeduldig darf man aber nicht sein. "Es wird drei Monate bis zu einem halben Jahr dauern, bis die Umstellung fruchtet."

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