Rosé: EU erlaubt Panschen von Rot- und Weißwein
MAINZ - Ist das der Untergang der abendländischen Weinkultur? - Rot- und Weißweine dürfen künftig einfach zusammengekippt werden. Verbraucher, aber auch Winzer kritisieren die Regelung. Die EU sieht dies anders.
Für den Weinliebhaber ist es eine wahrhaft gruselige Vorstellung: Man nehme Weißwein und schütte ihn mit Rotwein zusammen, heraus kommt ein hellroter Wein namens Rosé. Panscherei nennen das die Gegner des Verfahrens und beschwören den Untergang der abendländischen Weinkultur herauf. Doch die EU sieht das anders: Vom 1. August an soll das Mischverfahren für Rosé auch in Europa zulässig sein.
Bislang ist die Herstellung von Rosé in Deutschland streng nach alter Tradition geregelt (siehe Kasten). Es dürfen aber auch Trauben zweier unterschiedlicher Rebsorten verwendet werden, sie müssen aber schon vor dem Keltern zusammenkommen.
Die EU hat nun aber anderes im Sinn: Weil das Verschneiden genannte Mischen von fertigen Rotweinen und Weißweinen zu Rosés international längst gang und gäbe ist, sollen ab 1. August auch europäische Winzer diese Möglichkeit erhalten.
Hintergrund ist der steigende Absatzmarkt für Roséweine: Während Weißwein stagniert, ist Rosé in den vergangenen Jahren vor allem als leichter Sommerwein so gefragt wie nie. Davon wollen auch die deutschen Weinkellereien profitieren. In Chile, Kalifornien und Südafrika sei das Verfahren längst erlaubt, deutsche Weine dürften da nicht schlechter gestellt werden, argumentiert der Geschäftsführer des Kellereiverbandes, Albrecht Ehses.
Der große Vorteil für die Kellereien: Beim Verschnitt sind sie nicht auf gesunde Rotweintrauben angewiesen, die derzeit ohnehin stärker gefragt – und damit teurer sind. Stattdessen könne man „zu jeder Zeit flexibel Roséweine produzieren“, sagt Ehses.
Der rheinhessische Weinbaupräsident Ingo Steitz nennt das dagegen „Verbrauchertäuschung“. Bei den Konsumenten sei Rosé klar definiert als rosafarbener Wein aus roten Trauben, das Zusammenmischen von Rot und Weiß „ist für mich kein Rosé“, schimpft er. Nicht alles, was möglich sei, müsse man tun, so gingen die traditionellen Herstellungsformen verloren.
Auch bei der EU hat man das Problem inzwischen erkannt – und präsentiert einen Kompromissvorschlag: „In Anbetracht der Befürchtungen“ gegen den Verschnitt könnten künftig zwei neue Bezeichnungen helfen, schlägt die Kommission vor: Auf den Etiketten dürfe dann „Traditioneller Rosé“ für Weine aus dem klassischen Verfahren und „durch Verschnitt hergestellter Rosé“ für die anderen stehen – aber nur auf freiwilliger Basis.
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