Rocker erschießt Polizisten

Er schoss durch die geschlossene Tür: In Rheinland-Pfalz tötete ein Mitglied der "Hells Angels" einen Polizisten. Die Beamten wollten die Wohnung des Rockers durchsuchen.
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Böse Buben: Die Hells Angels haben einen miesen Ruf
dpa Böse Buben: Die Hells Angels haben einen miesen Ruf

ANHAUSEN/KOBLENZ - Er schoss durch die geschlossene Tür: In Rheinland-Pfalz tötete ein Mitglied der "Hells Angels" einen Polizisten. Die Beamten wollten die Wohnung des Rockers durchsuchen.

Wäre er nicht seitlich zur Tür gestanden, der SEK-Beamte würde noch leben: Sein Einsatzkommando wollte das Haus eines Hells Angel durchsuchen, als der Rocker ohne Warnung zweimal durch die Tür feuerte. Eine der beiden Kugeln schoss durch den Arm des Polizisten in seinen Oberkörper – an seiner kugelsicheren Weste vorbei. Der 42-Jährige verblutete innerlich.

An sieben Orten in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz fand gestern eine Razzia im Rocker-Milieu statt. Eine dieser Hausdurchsuchungen bei einem Hells-Angels-Mitglied im pfälzischen Anhausen. Das SEK sollte hier die Tür öffnen, dass der 43-jährige Rocker Waffen hatte, vermutete die Polizei. Er soll mit Komplizen Prostituierte bedroht haben, um sie von einem äußerst einträglichen Stellplatz im Westerwald zu vertreiben. „Räuberische Erpressung“ lautete der Verdacht, für den die Durchsuchung Beweise liefern sollte.

Am Morgen also macht sich das Einsatzkommando bereit, die Wohnung zu stürmen. Die Beamten postieren sich vor der Tür. Ein pastellgelbes Einfamilienhaus, der Eingangsbereich gerahmt von weißen Säulen. Hier wohnt der Rocker mit seiner 28-jährigen Freundin. Doch bevor die Beamten in kugelsicheren Westen stürmen können, schießt der Hauseigentümer. Ohne Warnung. Zweimal, durch die geschlossene Tür.

Ein Notarzt ist bei dem Einsatz zugegen, aber der SEK-Beamte verblutet so schnell, dass auch er nichts mehr für den Schwerverletzten tun kann. Das Team nimmt den Rocker und seine Freundin fest. Ihre Waffen müssen sie dabei nicht einsetzen.

Die Nachbarn des Todesschützen sind geschockt: Dass er den Hells Angels angehörte, wussten sie nicht, als „immer nett und freundlich“ wird er beschrieben. Auch die Bürgermeisterin des Ortes, Heidelore Momm, wohnt direkt nebenan. Sie ist fassungslos. Bei der Beerdigung ihres Mannes Anfang des Jahres hatte der Nachbar sogar noch den Sarg getragen.

Auch in Rheinland-Pfalz eskalieren mittlerweile die Bandenkriege zwischen den Hells Angels und den Bandidos (siehe unten). Früher war das Gebiet fest in den Händen der Hells Angels, die hier schon wegen Drogen- und Waffenhandels, Landfriedensbruch, Zuhälterei und Körperverletzung vor dem Richter landeten. Seit die Bandidos in ihr Revier dringen, ist die Stimmung in der Szene noch gereizter. Die Ermittlungen im Rotlichtmilieu sollen aber mit dem Krieg der verfeindeten Rockerbanden nicht zusammen hängen: „Örtliche Konkurrenz, aber keine Rocker“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Hund über die Gegner der Männer im Westerwälder Rotlichtmilieu.

Hund kündigte an, die Staatsanwaltschaft werde gegen den nicht vorbestraften Mann Haftbefehl wegen Mordes beantragen. Sie gehen von den Mordmerkmalen Heimtücke und Verdeckung einer anderen Straftat aus.

lka

Motorrad-Club oder Verbrecher-Bande?

Sie selber nennen sich einen „ganz normalen Motorrad-Club“ mit den grundlegenden Werten „Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Respekt, Freiheit“. Für andere sind die „Hells Angels“ eine kriminelle Vereinigung, die ihr Geld mit Drogengeschäften, Schutzgelderpressungen und als Bordellbetreiber verdienen.

Der Club, dessen Mitglieder typischerweise Harley-Davidson fahren, wurde 1948 in Kalifornien gegründet – und breitete sich schnell in viele Länder der Erde aus. In Deutschland traten die ersten „Charter“ wie sich die regionalen Clubs nennen, Ende der 60er Jahre auf. Mittlerweile sind sie fast überall heimisch, vor allem aber in Berlin, Hamburg und Hannover. Aber auch in der Provinz, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz und dem Westerwald haben sie Bastionen.

Immer wieder treten Mitglieder oder ganze Charter mit kriminellen Delikten hervor, manche Gruppen wurden deswegen sogar verboten. Doch in den letzten Jahren eskalierte die Gewalt – vor allem durch den „Krieg“ gegen die auf dem Drogen- und Prostitutionsmarkt konkurrierenden „Banditos“. Beide Seiten sind oft schwer bewaffnet, bringen ihre „Feinde“ spektakulär um. Doch es geht auch anders.

Der Präsident der Stuttgarter Hells Angels, Lutz Schelhorn, ist Fotograf und organisiert beispielsweise Ausstellungen zur Deportation während der Nazizeit.

mh

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