Rauch über Reaktor drei - Arbeiter evakuiert

Die in Block drei verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich. Woher der Rauch genau kommt, ist noch unklar.
dapd |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Fukushima - Über dem Abklingbecken des havarierten Fukushima-Reaktors 3 steigt erneut grauer Rauch auf. Als Reaktion evakuierte der AKW-Betreiber Tepco am Montagnachmittag (Ortszeit) das Gelände und brachte seine Arbeiter in Sicherheit, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Tepco berichtete.

Der Rauch wurde demnach kurz vor 16 Uhr an der Südostseite des Reaktors sichtbar und hing über der Ruine. Die radioaktive Belastung auf dem Gelände habe sich aber „kaum erhöht“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano im staatlichen Fernsehen NHK.

Derzeit versuchten Experten, den Grund für die Rauchentwicklung herauszufinden: „Der Rauch muss nicht zwingend von dem Abklingbecken ausgehen, in dem Reaktor sind noch weitere brennbare Materialen“, sagte Edano. Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind besonders gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Plutonium ist ein hoch giftiger Stoff. Obwohl der Block bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern stand, war der Druck gestiegen. Das Kühlsystem in Block 3 ist ausgefallen, die innere Reaktorhülle soll nach Regierungsangaben aber noch intakt sein.

In der Region um das Katastrophen-AKW Fukushima steigt derweil die Strahlengefahr für die ausharrenden Menschen. Die Regierung forderte die komplette Bevölkerung in dem Dorf Iitate auf,
kein Leitungswasser mehr zu trinken. Messungen dort hätten Werte von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser ergeben, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Der Grenzwert liege aber bei 300 Becquerel, heißt es auf der Website des Dorfes, das innerhalb der 30-Kilometer Zone um das AKW Fukushima liegt.

Ministerpräsident Naoto Kan sprach am Montag gleichwohl von einem „langsamen, aber stetigen Fortschritt“ in der Atomkrise. Wegen des schlechten Wetters sagte er einen geplanten Hubschrauberflug in das Katastrophengebiet ab. Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau liefen jetzt, betonte Kan.

In mehr als 100 Kilometer Entfernung vom AKW wurde in Spinat radioaktives Jod gemessen, dessen Menge den Grenzwert um das 27-fache übersteigt. Die Behörden riefen die betroffenen Gemeinden auf, verstrahlte Lebensmittel nicht in den Handel zu bringen. Bei dem Ort Hitachi, 100 Kilometer südlich des Kraftwerks, wies Spinat einen Jod-131-Wert von 54 000 Becquerel und einen Cäsium-Wert von 1931 Becquerel je Kilogramm auf. Die Grenzwerte liegen in Japan bei 2000 Becquerel für Jod und bei 500 Becquerel für Cäsium. Auch bei Milch
aus der Umgebung von Fukushima wurde eine überhöhte Strahlenbelastung festgestellt.

Im Reaktorblock 2 versuchen die Arbeiter, nach der Stromversorgung auch zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen: zunächst die Beleuchtung und dann vor allem die reguläre Kühlung des Reaktors.Dies könne zwei bis drei Tage dauern, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde NISA.

Die Entsorgung der Schrott-Reaktoren könnte sich bis zu zehn Jahre hinziehen – das berichtete die Zeitung „Asahi Shimbun“ am Montag in ihrem Facebook-Profil und berief sich auf einen Informanten des AKW-Betreibers Tepco.

Jeder zweite der verbliebenen Arbeiter im havarierten AKW muss nach Einschätzung des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder mit dem Strahlentod rechnen. „Wenn eine Gruppe von zehn jüngeren Leuten zwölf Stunden einer solchen Dosis Leistung ausgesetzt ist, werden 50 Prozent davon, also fünf Männer, den akuten Strahlentod sterben“, sagte Lengfelder der „Frankfurter Rundschau“ (Montag). Bei der anderen Hälfte der Männer steige das Krebsrisiko „massiv“.

Noch immer harren 350 000 Menschen in Notunterkünften aus. Zehntausende verbrachten eine weitere Nacht in bitterer Kälte und Regen. Zwar treffen allmählich Hilfsgüter ein und die Reparaturarbeiten unter anderem an den Gas- und Wasserleitungen sind im Gange, doch vielerorts mangelt es an Heizöl und Öfen.
 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.