Bayerns Wirtschaft winterfest machen: Warum Gesundheitsvorsorge jetzt zur Chefsache wird

Grippewelle trifft auf Personalmangel: Alljährlich hat die bayerische Wirtschaft mit massiven Belastungen durch Atemwegserkrankungen zu kämpfen – zusätzlich zur eh bereits angespannten Personalsituation. Die Initiative "Gesund durch den Winter“ zeigt, wie Unternehmen in Bayern durch niedrigschwellige Impfangebote ihre Belegschaft schützen und handlungsfähig bleiben können. Die Landesregierung wird ebenfalls im Bereich Gesundheitsvorsorge aktiv.
Wenn Krankheitswellen auf Arbeitskräftemangel treffen: Warum der Winter zum Risiko werden kann
Mit dem Winter rollen aufgrund saisonaler Atemwegserreger regelmäßig Infektionswellen durchs Land und lassen die Krankenstände steigen. Eine Analyse des Berliner IGES Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit ergab, dass Beschäftigte 2024 deutschlandweit im Schnitt an 19,7 Tagen fehlten. Auswertungen für das erste Halbjahr 2025 zeigen, dass Atemwegserkrankungen mit 22,4 Prozent den größten Anteil am Krankenstand einnahmen.
Das Problem: In Bayern herrscht bereits ein flächendeckender Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel. Besonders stark betroffen sind das Gesundheitswesen, das Baugewerbe sowie der Bereich öffentliche Verwaltung und Soziales. Krankheitsbedingte Ausfälle können diese Situation zusätzlich verschärfen und eine erhebliche Mehrbelastung der verbleibenden Teams bedeuten.
Hohe Krankenstände, hohe Kosten: Entgeltfortzahlung als Risikofaktor
Hinzu kommt, dass hohe Krankenstände ein bedeutender Kostenfaktor sind: 2024 hatten die Arbeitgeber in Deutschland Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall von etwa 82 Milliarden Euro zu leisten. Damit hat sich dieser Wert seit 2010 mehr als verdoppelt. Angesichts der prekären Lage wird klar, dass Gesundheitsförderung und Prävention ökonomisch immer notwendiger werden und Gesundheit nicht mehr als "Privatsache“ der Arbeitnehmenden gesehen werden kann.
Impflücken schließen: Gesundheitsschutz direkt am Arbeitsplatz
Eine Studie der Uniklinik RWTH Aachen zeigt, dass bei etwa 73 Prozent der Beschäftigten Impflücken bei Standardimpfungen bestehen, das gilt auch für die Impfung gegen Grippe. Niederschwellige Impfangebote, wie sie die Initiative "Gesund durch den Winter“ in Bayern fordert, könnten hier Abhilfe schaffen. Eine Möglichkeit: Arbeitnehmer lassen sich eine Impfung im Rahmen einer betrieblichen Impfaktion durch Betriebsärzte verabreichen.

Ein Bündnis für betriebliche Prävention: Die Initiative "Gesund durch den Winter“
Die Initiative "Gesund durch den Winter“ unter der Schirmherrschaft des Vorsitzenden des Arbeitskreises für Gesundheit, Pflege und Prävention der CSU-Landtagsfraktion, Bernhard Seidenath, wird von Vertretern aus Stadtverwaltung, Wirtschaft und Gesundheitswesen unterstützt. Ihr Ziel ist es, das betriebliche Gesundheitsmanagement stärken und Unternehmen zu motivieren, Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu übernehmen. Firmen sollen dazu befähigt werden, Gesundheitsvorsorge einfach zu gestalten, etwa durch niedrigschwellige Impfangebote.
Zielgruppen im Fokus: Schutz für besonders vulnerable Beschäftigte
Die Initiative setzt sich insbesondere für den Schutz von vulnerablen Personengruppen wie ältere Mitarbeiter, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Beschäftigte mit besonders viel Kundenkontakt ein. Präventive Maßnahmen wie Impfungen können für diese Gruppen einen wichtigen Beitrag leisten, da sie das Risiko für schwere Krankheitsverläufe und damit auch für längeren Ausfallzeiten und Krankenhausaufenthalte senken können.
Gesundheitsförderung als Investition: Steuervorteile nutzen, Mitarbeiter binden
Betriebliche Gesundheitsförderung ist in erster Linie ein Zeichen von Fürsorge und verantwortungsvoller Arbeitsgestaltung. Kümmert sich ein Unternehmen aktiv um seine Beschäftigten, trägt das im besten Fall zur Mitarbeiterbindung und einer Kultur der Resilienz bei. Zudem wird betriebliche Gesundheitsförderung steuerlich gefördert: Arbeitgeber können pro Mitarbeiter und Kalenderjahr Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bis zu einer Höhe von 600 Euro steuerfrei erbringen.
250 Maßnahmen für mehr Gesundheit: Bayerns Masterplan Prävention nimmt Fahrt auf
Prävention soll in Bayern künftig stärker systematisch verankert werden. Vor diesem Hintergrund hat die Landesregierung das Thema zur Chefsache gemacht: Die Bayerische Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach stellte Anfang Oktober den 250 Maßnahmen umfassenden "Masterplan Prävention“ vor. Zu den Positionen gehören ein jährlicher Präventionstag, ein Programm für mehr Bewegung, besseres Schulessen und neue Vorsorgemöglichkeiten.
Die Initiative "Gesund durch den Winter“ begrüßt den Plan und betont ihre Bereitschaft, ihre praktischen Erfahrungen aus Wirtschaft, Selbstverwaltung und Gesundheitswesen in den weiteren Austausch einzubringen.