Ranking: Deutschland bei Tabakkontrolle abgehängt

Werbeplakate für Zigaretten? Raucherkneipe? In vielen Ländern Europas ist das Vergangenheit. Hierzulande nicht. Die Quittung dafür hat Deutschland nun bekommen.
dpa |
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"In Deutschland passiert nicht mehr als das gesetzliche Minimum", sagt eine Berichterstatterin für das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa "In Deutschland passiert nicht mehr als das gesetzliche Minimum", sagt eine Berichterstatterin für das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Berlin - Die europäischen Krebsgesellschaften haben Deutschland mit Blick auf die Tabakkontrolle ein Armutszeugnis ausgestellt. Die Bundesrepublik landete im Ranking von 36 Staaten auf dem letzten Platz, wenn es zum Beispiel um Rauch- und Werbeverbote oder Tabaksteuern geht.

"In Deutschland passiert nicht mehr als das gesetzliche Minimum", sagte Ute Mons, Berichterstatterin für das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. "Andere Länder haben inzwischen freiwillig viel mehr gemacht." Auch deshalb sei Deutschland nun erstmals auf den letzten Platz abgerutscht.

Die "Europäische Tabakkontrollskala" basiert auf Maßnahmen, die Länder zur Verringerung des Rauchens in der Bevölkerung ergriffen haben. Die jüngste Ausgabe für 2019 zeigt auf der Europakarte zwei dunkelrote Flecken: Deutschland und die Schweiz. Die Schweiz erreicht 41, Deutschland nur 40 von 100 möglichen Punkten bei der Tabakkontrolle. Zum Vergleich: Sieger Großbritannien schafft 80 von 100 Punkten.

"Wir sind zum Beispiel das letzte Land, dass Tabak-Außenwerbung auf Plakaten, Litfaßsäulen oder an Tankstellen erlaubt", sagte Mons. Österreich, das früher zu den Schlusslichtern zählte, habe sich auf Platz 20 vorgearbeitet - zum Beispiel durch ein konsequentes Rauchverbot in Gaststätten. In Deutschland gebe es dagegen immer noch einen Flickenteppich von Rauchverboten in den einzelnen Bundesländern.

Nach Mons' Angaben gibt die Tabakindustrie in Deutschland pro Jahr rund 200 Millionen Euro für Werbung aus. Andere Länder ließen Außenwerbung und Promotion wie auf Festivals dagegen nicht mehr zu. Manchmal seien auch Zigarettenschachteln in einheitlich grauer oder brauner Farbe vorgeschrieben - samt Warnhinweisen. Sichtbar seien die Packungen in Läden auch nicht, Kunden müssten danach fragen.

Seit 2006 quantifizieren die europäischen Krebsgesellschaften alle drei Jahre insgesamt sechs Maßnahmen, die im Kampf gegen Tabakkonsum als wirksam eingestuft werden. Dazu zählen Tabaksteuererhöhungen, Rauchverbote, Aufklärungskampagnen, ein umfassendes Tabakwerbeverbot, Warnhinweise auf Tabakverpackungen und Unterstützung beim Rauchstopp.

Die Deutsche Krebshilfe fordert als Konsequenz für Deutschland eine Vereinheitlichung des Nichtraucherschutzes in allen öffentlichen Räumen und Arbeitsstätten sowie kontinuierliche und spürbare Steuererhöhungen auf herkömmliche Tabakprodukte - aber auch auf Tabakerhitzer und E-Zigaretten. Darüber hinaus dringt das Aktionsbündnis Nichtraucher auf ein umfassendes Werbeverbot für Tabakprodukte und E-Zigaretten.

Nach Angaben der Deutsche Krebshilfe sterben in Deutschland jedes Jahr rund 121.000 Menschen an Erkrankungen, die durch das Rauchen verursacht werden. Dazu zählen insbesondere Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie zahlreiche Krebsarten. Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen gingen auf das Konto von Tabakrauch. Bei Organen, die direkt mit dem Rauch in Berührung kommen, wie Mundhöhle, Kehlkopf und Lunge, seien es bis zu 90 Prozent. Rauchen zählt für die Krebshilfe damit zu den größten vermeidbaren Krebsrisikofaktoren.

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