Radiomoderator erschlägt Kaninchen

Der Sender will damit eine Debatte über den Umgang mit Tieren anregen – und erntet vor allem Empörung
Jeanne Jacobs
Jeanne Jacobs
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Live im Radio wurde ein Kaninchen erschlagen - es sollte eine Botschaft sein.
Sigi Müller Live im Radio wurde ein Kaninchen erschlagen - es sollte eine Botschaft sein.

Der Tod des neun Wochen alten Kaninchens „Allan“ bewegt ganz derzeit Dänemark. Während die meisten Hörer wohl noch beim Pfingstfrühstück saßen, konnten sie am Montagmorgen live im Radio verfolgen, wie Moderator Asger Juhl das Kaninchen mit einer Fahrradpumpe aus Metall tötete.

Die Tierschützerin Linse Kessler, die als Gast in der Sendung war, hatte den Moderatoren noch durch das Studio gejagt, um das Leben des Kaninchens zu retten – vergeblich. Drei dumpfe Schläge waren zu hören, dann war Allan tot. Mit der Aktion wollte der Sender nach eigenem Bekunden auf das „heuchlerische Verhältnis der Dänen zu Tieren“ und die Bedingungen der Massentierhaltung aufmerksam machen.

Der Moderator zur AZ: "Das ist heuchlerisch"

„Jeden Tag kaufen wir Fleisch und den meisten ist es egal, unter welchen teilweise grauenhaften Bedingungen die Tiere leben und sterben“, sagt Moderator Asger Juhl der AZ. „Über den Tod dieser Tiere regt sich niemand auf.“ Das sei heuchlerisch und müsse in der Gesellschaft debattiert werden. Vielen Leuten sei offenbar nicht bewusst, dass das Fleisch im Supermarkt dort nur liege, weil ein Tier getötet wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren in Dänemark habe das Kaninchen Allan ein schönes Leben gehabt.

Der Shitstorm kam prompt: Eine Gruppe mit dem Namen „Boykottiert Radio24syv“ zählte schon nach kurzer Zeit über 1000 Mitglieder und auf der Facebook-Seite des Senders hagelte es wütende Kommentare. „Ihr seid krank“ oder „ein lächerlicher Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen“ gehörten noch zu den harmloseren Zuschriften. Auch Todesdrohungen erreichten den Moderator.

Tierpfleger empfiehlt stumpfen Gegenstand

„Radio24syv“ reagierte mit einem langen Facebook-Post: „Wir haben ein Tier getötet, um es zu essen. Damit ähnelt das, was die Moderatoren im Studio taten, dem, was die meisten von uns jeden einzelnen Tag tun, wenn wir vor dem Kühlregal im Supermarkt stehen.“ Ein Tierpfleger hatte den Journalisten zuvor erklärt wie sie Allan töten sollten, damit das Kaninchen nicht leiden müsste. Der Tierpfleger empfahl ein stumpfen Gegenstand, Moderator Juhl benutzte eine Fahrradpumpe aus Metall.

„Ich habe dem Kaninchen dreimal hart ins Genick geschlagen, die Nackenwirbel brachen schon beim ersten Schlag, dann habe ich ihm den Hals umgedreht. So wird das jeden Tag in Dänemark gemacht wenn Zoos die Kaninchen an Raubtiere verfüttern“, so Moderator Juhl. Nach der Sendung nahmen die Moderatoren das tote Kaninchen mit nach Hause, häuteten und zerlegten es und aßen es zum Abendessen – nicht ohne ein Video davon auf die Facebook-Seite zu stellen.

Die Hörer kritisieren: Tötung als Spektakel

Viele Hörer kritisieren, dass man aus der Tötung ein Spektakel gemacht habe. Asger Juhl weist das zurück. „Hätte ich das Tier zu Hause getötet hätte es doch niemanden interessiert, und wir hätten nicht die Debatte, die wir jetzt haben.“ Beim Sender zeigt man sich zufrieden. „Warum sollte es schlimmer sein ein Kaninchen zu töten als ein Schwein? Dass die Aufregung jetzt so groß ist, zeigt doch genau wie heuchlerisch das ist.“ Und tatsächlich bekommt der Sender in den sozialen Netzen teilweise auch Zustimmung: „Danke Radio24syv, dass ihr die systematische Misshandlung von Tieren in den Fokus gerückt habt“. Doch ob der Sender wirklich die Debatte ausgelöst hat, die er anregen wollte, bleibt abzuwarten. Bislang ist es vor allem die Aktion selbst, die im Fokus steht.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.