Pullach unter Schock: Familie M. hat das Flugzeug-Unglück wohl nicht überlebt
MÜNCHEN / MADRID - Ganz Pullach steht unter Schock: Gerd und Claudia M. und ihre beiden Söhne haben mit hoher Wahrscheinlichkeit das Flugzeug-Unglück von Madrid nicht überlebt.
Der Rasen ist frisch gemäht, auf der Terrasse stehen weiße Gartenmöbel. Hier haben Gerd (50) und Claudia M. (38) im Sommer oft gesessen, ihre Söhne Lucas (5) und Niklas (8) spielten im großen Garten am liebsten Fußball – jetzt sind die Fensterläden des Hauses in Pullach geschlossen, die Zufahrt ist von der Polizei abgeriegelt. Die ganze Familie wollte am Mittwoch nach Gran Canaria fliegen. Es war wohl eine Reise in den Tod.
„Wir haben Hinweise von den zuständigen spanischen Behörden, dass sich vier Deutsche unter den Todesopfern befinden“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Donnerstag. In Pullach nahm die Spurensicherung gestern aus dem Haus DNA-Proben von persönlichen Gegenständen wie Zahn- oder Haarbürsten. Erst nach einem Abgleich wird offiziell feststehen, ob die Familie zu den Opfern gehört.
Doch mit jeder Stunde, die vergeht, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass die M.’s tot sind. Auf Gewissheit warten hinter den geschlossenen Fensterläden Herbert R., der Vater von Claudia M. und seine Frau. Es ist ihr Haus, sie haben das Obergeschoss extra für ihre Tochter ausgebaut. „Diese Familie verkörpert den Inbegriff von Glück. Drei Generationen, die gerne unter einem Dach gelebt haben“, sagt eine geschockte Nachbarin. Auch die Urlaube verbrachte die Großfamilie meist zusammen. Am Sonntag wollten die Großeltern ebenfalls nach Gran Canaria fliegen.
Jetzt werden die Angehörigen von einem Kriseninterventions-Team psychologisch betreut. „Das ist eine so nette Familie. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass so etwas passiert“, sagt Nachbar Heinz Deinlein.
Der 50-Jährige Gerd M. war Sales–Manager in einer Medizintechnik-Firma in Germering – und er war seit vielen Jahren ein leidenschaftlicher Golfer. „Gerd war ein sehr lustiger Typ, sehr kommunikativ. Er liebte es, mit den Kumpels unterwegs zu sein", sagt ein Golf-Spezl, der ihn lange kennt. Ein richtiger „Frauenschwarm“ sei er gewesen. Vor rund zehn Jahren heiratete er dann seine Claudia, die zwei Kinder machten das Glück perfekt.
Lucas ist gerade erst fünf Jahre alt geworden, seit ein paar Monaten spielte er beim SV Pullach Fußball. „Er war zwar ein Jahr jünger als die anderen, aber er hat sich gut behauptet“ sagt Michael Jelic, der Jugendleiter des SV Pullach. Mutter Claudia war bei jedem Training dabei. „Sie war immer fröhlich und positiv“, sagt Jelic. Noch will es hier niemand glauben, dass die Familie wirklich tot ist: „Wir haben noch keine Gewissheit“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Westenthanner. „Wir hoffen und beten, dass nicht das Schlimmste eintreten möge."
job, tg, ta, dpa
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