Psychische Probleme: So gut sind Therapien
Es können Angstzustände sein und ständige Unruhe. Oder Lustlosigkeit und ständige Ermattung. Psychische Erkrankungen haben viele Gesichter. Mindestens jeder vierte erwachsene Bundesbürger entwickelt im Laufe seines Lebens eine psychische Störung.
MÜNCHEN - Therapie kann helfen, mit der Krankheit fertig zu werden. Die Stiftung Warentest hat jetzt in einer Umfrage erstmals auch Art und Qualität von Psychotherapien getestet. Knapp 4000 Menschen mit seelischen Problemen haben an der Umfrage teilgenommen. Die meisten waren wegen Depressionen (79 Prozent) und Ängsten (64 Prozent) in Behandlung. Ein Drittel der Befragten gab an, den Belastungen nach einer traumatischen Erfahrung nicht mehr gewachsen gewesen zu sein.
Knapp 3000 der Befragten suchten schließlich professionelle Hilfe. Die große Mehrheit von ihnen (83 Prozent) ließ sich ambulant in einer Praxis oder Klinik behandeln. Stationäre Therapie kam vor allem bei Menschen zum Tragen, die Abstand vom Alltag brauchten. Obwohl sich drei Viertel der Befragten für eine Therapie entschieden – leicht ist es den wenigsten gefallen. Viele, knapp zwei Drittel, warteten ein Jahr, bevor sie zum Arzt gingen. Jeder Fünfte ließ sogar ein Jahrzehnt verstreichen, bevor er professionelle Hilfe in Anspruch nahm. Meist genannter Grund: „Ich wollte alleine mit dem Problem fertig werden.“
Traurigerweise müssen viele das zunächst auch: Denn nur wenige bekommen sofort einen Therapieplatz. Bis zu einem Erstgespräch dauert es in der Regel einen Monat, bis zum echten Therapiebeginn weitere drei. So lange braucht es auch, bis ein Therapeut gefunden ist, mit dem man offen über seine psychischen Probleme reden kann – eine Grundvoraussetzung für eine gelungene Therapie. Denn wer nicht aktiv mitarbeitet, dem kann auch ein guter Psychotherapeuten oder Psychiater nur schwer helfen. Ist er zu aktiver Mitarbeit jedoch bereit, bringt die Therapie großen Nutzen: Immerhin 77 Prozent der Umfrageteilnehmer empfanden ihr seelisches Leiden zunächst als „groß“ beziehungsweise „sehr groß“.
Nach dem Ende der Therapie fiel dieser Anteil auf 13 Prozent: Die Patienten empfanden danach mehr Lebensfreude (68 Prozent), hatten ein besseres Selbstwertgefühl (63 Prozent) und konnten wieder arbeiten (53 Prozent). Doch nicht allen half der Besuch beim Therapeuten. Immerhin jeder Fünfte brach die Behandlung ab: Oftmals weil sie keine Besserung verspürten (45 Prozent), oder weil sie mit dem Therapeuten nicht zurecht kamen (39 Prozent). Das zeigt: Therapie kann seelische Probleme erfolgreich lindern, ein gutes Verhältnis zum Therapeuten und aktive Mitarbeit sind aber die Bedingungen dafür.
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