Polizistin als Heldin von Fort Hood gefeiert

Washington/Tokio (dpa) - Die USA stehen auch zwei Tage nach nach dem folgenschwersten Massaker innerhalb der US-Streitkräfte weiter unter Schock. Amerika habe in Fort Hood «das Schlimmste» gesehen, was Menschen anrichten könnten.
von  Abendzeitung
Trauernde in einer Kirche: Das Blutbad in Fort Hood hat in den USA Ratlosigkeit und Wut hinterlassen.
Trauernde in einer Kirche: Das Blutbad in Fort Hood hat in den USA Ratlosigkeit und Wut hinterlassen. © dpa

Washington/Tokio (dpa) - Die USA stehen auch zwei Tage nach nach dem folgenschwersten Massaker innerhalb der US-Streitkräfte weiter unter Schock. Amerika habe in Fort Hood «das Schlimmste» gesehen, was Menschen anrichten könnten.

Das sagte US-Präsident Barack Obama in seiner am Samstag veröffentlichten Videoansprache. Er ordnete an, die Flaggen am Weißen Haus und allen Bundesgebäuden im Land bis zum Mittwoch, dem Tag der Kriegsveteranen, auf Halbmast zu setzen. Bei dem Amoklauf des Militär-Psychiaters Nidal Malik Hasan auf dem Militär-Stützpunkt Fort Hood in Texas waren am Donnerstag 13 Menschen getötet und weitere 38 verletzt worden. Der Täter, offensichtlich ein streng gläubiger Muslim, soll Augenzeugen zufolge vor dem Blutbad «Allahu Akhbar» (Gott ist groß) gerufen haben.

Obama wird nach Medienberichten aus Tokio seine für kommende Woche geplante Asienreise um einen Tag verschieben, um an den Gedenkfeiern für die Opfer an diesem Mittwoch teilzunehmen. Der US-Präsident sprach in seiner Rede von einem «Verbrechen gegen die Nation». Er lobte Mut und Einsatz der Helfer in Fort Hood. Die «Tragödie» von Fort Hood habe auch «das Beste» in Amerika gezeigt. Soldaten wie Zivilisten seien den Verletzten zu Hilfe geeilt, hätten Hemden in Stücke gerissen, um Wunden zu versorgen. Und schließlich habe jemand - obwohl schon selbst verletzt - den Täter niedergeschossen, lobte der Präsident.

US-Medien feierten die 34-jährige Kimberly Denise Munley als Heldin von Fort Hood. Die städtische Polizistin war es demnach, die den Täter schließlich niederschoss, obwohl sie selbst mehrfach verwundet war. Hasan stieß bei seinem Blutbad auf wehrlose Soldaten, weil das Mitbringen von Waffen in der Militäreinrichtung verboten war. Der Täter musste die Waffen eingeschmuggelt haben. Die Polizistin war kurz nach dem Notruf am Ort des Geschehens eingetroffen. Wie die «New York Times» berichtete, habe sie Hasan entdeckt, als der einem verwundeten Soldaten hinterhergejagt sei. Die zierliche Beamtin habe ihre Waffe gezogen und und auf den Todesschützen geschossen, der das Feuer erwiderte und sie verletzte. Sie sei dennoch weiter schießend auf ihn zugerannt und hätte ihn schließlich mit mehreren Kugeln so verletzt, dass er kampfunfähig zusammenbrach.

Die Polizistin, die als begeisterte Jägerin und Surferin beschrieben wird, war vermutlich die Hauptverantwortliche für die Beendigung des Massakers. «Sie ist eine wahre Heldin. Sie hatte die Ausbildung, sie wusste, was zu tun war, und sie hatte den Mut, es zu tun - und indem sie es tat, rettete sie das Leben Unzähliger», sagte der Leiter des Notfalldienstes auf dem Stützpunkt, Chuck Medley. Am Freitag hatten auf allen US-Militärstützpunkten weltweit Hunderttausende Soldaten den Opfern des Amoklaufs in Fort Hood mit einer Schweigeminute am Freitag gedacht.

Auch am Samstag gab es noch keine völlige Klarheit über das Tatmotiv, allerdings mehrten sich die Hinweise, dass Major Nidal Malik Hasan einen religiös fanatischen Hintergrund hatte. Der Muslim habe offenbar auf Web-Portalen islamistische Selbstmordattentäter verteidigt und Amerika beschuldigt, einen «Krieg gegen den Islam» zu führen. Der 39-Jährige sollte gegen seinen Willen vom US-Militär nach Afghanistan entsandt werden. Hasan hatte in den Tagen vor der Tat begonnen, sein Hab und Gut zu verschenken, darunter seinen Koran. In den vergangenen Wochen habe Hasan zudem verstärkt «arabische Kleidung» getragen, berichteten Nachbarn.

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