Polizei vermutet weitere Bombe auf Mallorca
Die Ferieninsel Mallorca kommt nicht zur Ruhe. Nachdem am Wochenende bereits drei Sprengsätze explodiert waren, sucht die Polizei in einem Hotel nach einer weiteren Bombe. Das Auswärtige Amt in Berlin riet Urlaubern zur Vorsicht auf der Insel.
Nach den Bombenanschlägen auf Mallorca hat die Polizei der spanischen Ferieninsel nach einem weiteren Sprengsatz gesucht. In Palma de Mallorca wurde nach Angaben der Behörden ein Hotel durchsucht, in dem eine vierte Bombe vermutet wurde. Zwei Sprengsätze detonierten in Restaurants am Rande der Inselhauptstadt Palma. Eine dritte Bombe explodierte in einem unterirdischen Einkaufszentrum in der Innenstadt von Palma. Verletzt wurde niemand, da die Sicherheitskräfte das Gebiet bereits abgeriegelt hatten. Den Detonationen ging eine telefonische Warnung der Eta voraus.
Die baskische Untergrundorganisation bekannte sich am Sonntag auch zu dem Anschlag vom 30. Juli auf Mallorca, bei dem zwei Polizisten getötet wurden. Das Auswärtige Amt in Berlin riet Urlaubern zur Vorsicht auf der Insel. «Reisende werden gebeten, den Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten und sich umsichtig zu verhalten, insbesondere Menschenansammlungen zu meiden», heißt es in dem am Sonntag aktualisierten Reisehinweisen für Spanien. Experten rechnen allerdings kurzfristig nicht mit großen Auswirkungen auf die Reiselust der Deutschen. Auch nach einem ersten Eta-Anschlag auf Mallorca, bei dem am 30. Juli zwei Polizisten getötet worden waren, war der Besucherstrom nicht abgerissen.
Detonation unter Plaza Mayor
Die beiden ersten Bomben detonierten am Sonntag in Portixol, einer Urlauberhochburg am Rande von Palma. Sie hatten nur geringe Sprengkraft und richteten kaum nennenswerte Schäden an. Der erste Sprengsatz explodierte in einem Szene-Restaurant. Er war in einem Rucksack deponiert, den die Terroristen in der Damen-Toilette des Lokals versteckt hatten. Das Lokal liegt auf dem Weg zwischen der Innenstadt von Palma und dem Flughafen von Mallorca. Nicht weit davon entfernt befinden sich der See- und der Jacht-Hafen von Palma. Etwa zwei Stunden später explodierte in einem anderen Restaurant in etwa 500 Meter Entfernung eine zweite Bombe. Der dritte Sprengsatz ging am Abend in der Innenstadt von Palma in einem unterirdischen Einkaufszentrum unterhalb des Platzes Plaza Mayor hoch.
Schock für Tourismusindustrie
Obwohl bei den Anschlägen keine größeren Schäden entstanden, bedeuteten sie einen Schock für den Tourismus auf Mallorca. Allerdings glauben Experten nicht, dass die Reisebranche kurzfristige Einbußen fürchten muss. «Ich denke, das (die Anschläge) allein wird jetzt noch nicht dazu führen, dass morgen der Buchungsstrom nach Mallorca abbricht», sagte Karl Born, Professor für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Harz in Wernigerode, der dpa. Anders wäre es jedoch, «wenn die Balearen-Insel jetzt ein ganz neues Aktionsziel der Eta sein sollte, dann wird es irgendwann auch nicht ohne Auswirkungen bleiben». Viel hänge auch von der Reaktion der Behörden ab. So habe beim ersten Anschlag vor zehn Tagen vor allem die Sperrung des Flughafens die Urlauber verunsichert, meinte Born. Dabei hatten Eta-Terroristen in der Urlauberhochburg Palmanova zwei Polizisten mit einer Bombe getötet. Wenige Stunden vor den neuen Anschlägen hatte die Eta sich in einem Kommuniqué zu dem Mordattentat auf die Beamten bekannt.
Bekennerschreiben
Die Sicherheitskräfte hatten nach dem Tod der Polizisten die größte Fahndungsaktion in der Geschichte Mallorcas gestartet. Sie riegelten die Insel zeitweise hermetisch ab. Bis heute werden Reisende kontrolliert. Allerdings konnte die Polizei keine heiße Spur der Terroristen ausmachen. Sie konnte auch nicht ermitteln, ob die Attentäter sich noch auf Mallorca aufhielten oder ob sie die Insel bereits verlassen hatten.
Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen schlug die Eta nun erneut zu. In ihrem Bekennerschreiben, das die baskische Zeitung «Gara» am Sonntag veröffentlichte, hatte die Eta mit weiteren Terroranschlägen gedroht. «Spaniens Politik der gewaltsamen Unterdrückung beantworten wir mit Waffengewalt», heißt es in dem Schreiben. Die Eta bekannte sich nicht nur zum Mord vom 30. Juli an den Polizisten, sondern auch zu einem Anschlag mit einer Autobombe auf eine Polizeikaserne in der nordspanischen Stadt Burgos. Dabei waren am 29. Juli 65 Menschen verletzt worden. Auch der Mord an einem Polizei-Inspektor am 19. Juni in Arrigorriaga im Baskenland und ein Bombenanschlag am 10. Juli auf das Parteibüro der Sozialisten in Durango (bei Bilbao) gingen nach dem Schreiben auf das Konto der Eta. Die Strategie der spanischen Regierung, die Eta mit polizeilichen Mitteln zu besiegen, sei gescheitert, heißt es in dem Kommuniqué. (dpa/AP)
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