Polizei soll auch auf Facebook fahnden dürfen
MÜNCHEN Die Deutschen verbringen fast ein Viertel ihrer Online-Zeit in sozialen Netzwerken, 25 Millionen haben hierzulande ein Facebook-Konto. Netzwerke sind heute, was früher Marktplätze waren. Nur die Polizei kann dort noch nicht so, wie sie gerne würde. Das macht jetzt das Land Hessen klar, das bei der heutigen Justizministerkonferenz eine Rechtsgrundlage für die umstrittene Facebook-Fahndung durchbringen will.
„Facebook wäre dann für die Polizei die moderne Litfasssäule”, sagt Hans Liedel, Sprecher des hessischen Justizministeriums, zur AZ. Vorreiter unter den Netz-Sheriffs aber ist die Polizei Hannover. Sie ruft die Bürger seit mehr als einem Jahr auf Facebook auf, Hinweise zu Verbrechen zu melden. 110.000 Fans hat die Seite mittlerweile. Doch die Sache ist nicht unproblematisch ist: Zu Beginn lud die Polizei Phantombilder und Fahndungsfotos direkt auf Facebook hoch. Heute findet sich dort nur noch ein Link zur Homepage der Polizei. Damit wurde ein datenschutzrechtliches Problem ausgehebelt: Die Fotos landeten auf einem US-Server von Facebook – und die Polizei hatte keine Kontrolle mehr über ihre Informationen. Rückblickend spricht die Polizei Hannover von einem Erfolg: In acht Fällen, darunter Körperverletzungen und Diebstähle, lieferten Facebook-Nutzer die entscheidenden Hinweise. Weniger gern wird über die jüngste Panne gesprochen: Im Juli posteten Polizisten den Link zu einer vermeintlichen Kinderporno-Seite – und machte diese so erst richtig bekannt.
Im bayerischen Innenministerium steht man der Facebook-Fahndung aufgeschlossen gegenüber. „Dieser Weg bietet die Möglichkeit, große Teile der Bevölkerung zu erreichen”, sagt Pressesprecher Michael Siefener. Wichtig seien einheitliche Standards und eine enge Abstimmung mit Datenschützern.
Schon jetzt ist die Polizei im Netz freilich nicht untätig. Längst gehört die Netz-Recherche dazu, wenn Verbrechen begangen wurden. Wer ist mit wem befreundet? Von welchen Aktivitäten wird berichtet? Stehen Fotos online? Weil viele Menschen ihre Informationen so schlecht schützen, haben es Polizisten leicht, im Netz auf Streife zu gehen. So flog im vergangenen Jahr in Aschaffenburg ein Raser auf, weil durch Zufall rauskam, dass ein Radarfoto mit dessen Profilbild zusammenpasste.
Noch viel gezielter nutzen Polizisten in den USA oder England die Möglichkeiten des Netzes. Die Londoner Polizei etwa entwickelte die App FacewatchID, um Verdächtige zu finden. Nutzer bekommen Fotos von Überwachungskameras auf ihr Handy und sollen der Polizei jene melden, die sie erkennen. So wird jeder zum Facebook-Cop