Philipp soll zappeln

Neue Studie der Universität Saarbrücken: Warum unruhiges Sitzen Schülern zu besseren Noten verhelfen kann
Im brutalsten Kinderbuch aller Zeiten, dem „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann, wird verhaltensauffälliger Nachwuchs verstümmelt, verbrannt und in Tintenfässer gestopft – auch den „Zappelphilip“ trifft’s.
Heute, 164 Jahre später, gibt’s endlich die Rehabilitation für den Geschundenen: „Je länger ein Schüler still sitzt, desto unaufmerksamer wird er. Unruhiges Sitzen dagegen kurbelt die Sauerstoffversorgung an – das wirkt sich auf die Konzentration aus“, sagt der Wiesbadener Bewegungsforscher Dieter Breithecker.
Mit der Universität Saarbrücken fand er per Wärmebildkamera heraus, dass die inneren Organe und der Hals zappelnder Schüler stärker durchblutet waren als bei der braven Kontrollgruppe. „Bei einem traditionellen Stuhl sackt der Körper irgendwann zusammen“, sagt der Experte. „Der Rücken wird rund, die Schultern fallen nach vorn, Bauch und Lunge werden zusammengepresst.“
Der Sitzende gebe damit aber nicht nur seine äußere, sondern auch seine innere Haltung auf. Er atmet weniger tief, weniger Sauerstoff gelangt in sein Blut.
Kinder würden dies oft unbewusst kompensieren, in dem sie mit dem Stuhl kippeln oder auf dem Sitz hin- und herrutschen. Laut Breithecker ein vorbildhaftes Verhalten – auch für Erwachsene.
Timo Lokoschat