Olympia-TV: Was geht mich das an?

Bei den Zuschauern springt der Funke nicht über. Das Interesse an den Olympischen Spielen ist diesmal im Vergleich gering. Sowohl Live-Berichte als auch Zusammenfassungen laufen nur mäßig.
von  Abendzeitung
Die Eröffnungsfeier am 8. August: 7,7 Millionen Deutsche wollten das Spektakel sehen.
Die Eröffnungsfeier am 8. August: 7,7 Millionen Deutsche wollten das Spektakel sehen. © dpa

Bei den Zuschauern springt der Funke nicht über. Das Interesse an den Olympischen Spielen ist diesmal im Vergleich gering. Sowohl Live-Berichte als auch Zusammenfassungen laufen nur mäßig.

Als die martialischen chinesischen Trommler der Welt zeigten, dass im Riesenreich alles im Gleichschritt marschiert, da versammelten sich die Deutschen vor den Bildschirmen – über sieben Millionen wollten an jenem Freitagnachmittag die Eröffnung der Olympischen Spiele sehen, beim Einmarsch der Deutschen schauten in der Spitze 9,1 Millionen zu. Doch seitdem befinden sich die Spiele in Peking im Quotentief. Das olympische Feuer hat die Zuschauer daheim nicht richtig entfacht.

Natürlich sorgt schon die Zeitverschiebung dafür, dass die Spiele keine Quoten-Superlative hervorbringen – aber auch die Zusammenfassungen laufen mäßig. Die höchste Zuschauerzahl, die seit 1992 erreicht wurde, war die Eröffnungsfeier 2004 in Athen: 12,92 Millionen Deutsche schauten zur Primetime zu. Dahinter folgen im Ranking die Eröffnungsfeier von Barcelona 1992, die zur besten Sendezeit 10,46 Millionen einschalteten, und die Schlussfeier von Athen 2004, die 9,73 Millionen sahen. Auch sie lief um 20 Uhr deutscher Zeit. Bei diesen Spielen fallen viele Entscheidungen früh morgens oder am Vormittag. Nachts um vier Aufstehen für Sport? Vielen ist das dann doch zu anstrengend.

"Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen"

Bei ARD und ZDF will man von Flaute nichts wissen: „Wir dürfen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Athener Spiele 2004 fanden in unserer Zeitzone statt, die Spiele 2008 in Peking mit einer Zeitverschiebung von sieben Stunden in einer anderen. Unter der Prämisse, dass sich die Entscheidungen für uns zu einem großen Teil nachts und vormittags ereignen, bin ich mit dem Zuspruch der Zuschauer mehr als zufrieden", sagt ARD-Programmdirektor Günter Struve zur AZ.

„Keine Begeisterung, aber große Zufriedenheit“, löste die Resonanz bei ARD/ZDFTeamchef Walter Johannsen aus. Mit insgesamt 500 Leuten, davon 300 technischen Mitarbeitern, sind ARD und ZDF nach Peking gereist. Die Live-Strecken am Vormittag seien mit bis zu 35 Prozent gut. An das Megaereignis Fußball kommen die Spiele traditionell nicht ran. Zum Vergleich: EM–Deutschlandspiele sahen bis zu 29 MillionenMenschen – aber auch bei der WM in Japan und Südkorea gab es vormittags über zehn Millionen Zuschauer. „Olympia ist eine andere Welt“, sagt Johannsen „und trotzdem ein TV-Ereignis ersten Ranges.“

Zu den Highlights gehört erfahrungsgemäß Leichathletik. So sahen in Athen 9,4 Millionen die Veranstaltung am 26. August mit dem 200 Meter- Lauf der Männer. Der Leichathletik- Klassiker, der 100-Meter- Lauf der Männer, interessierte diesmal aber, obwohl am Samstagnachmittag, nur vier Millionen Menschen. Die Tageszusammenfassungen schwächeln aber auch. Wer die Ergebnisse schon kennt, hat schlicht weniger Spaß an den Bildern. Bei den Tageszusammenfassungen des ZDF um 20.15 Uhr schauten zwar meist über drei Millionen Menschen zu – damit liegt das Zweite aber hinter der Serienkost der Konkurrenz.

ARD-Serie "Die Stein" beliebter

Beispiel vergangener Dienstag: An diesem Tag holten deutsche Olympioniken immerhin vier Goldmedaillen. Die Zusammenfassung im ZDF interessierte dennoch nur 3,40 Millionen Menschen. Größere Teile der Zuschauer entschieden sich zeitgleich für die neue ARD-Serie „Die Stein“ (5,50 Millionen) und für die RTL-Krimiserie „CSI: Miami“ (4,06 Millionen). Am Tag erreichte das ZDF, als es live auf Sendung war, dagegen Marktanteile bis zu 36,8 Prozent. „Im Gesamtdurchschnitt sind wir gar nicht so schlecht“, sagt ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. „Natürlich hätten wir die Top-Sportarten lieber in der Primetime.

Aber die Zeitverschiebung begünstigt wenigstens die Randsportarten und so die Vielfalt des Sports.“ Eine Erklärung von ARD-Mann Johannsen lautet: „An den ersten Tagen haben die Erfolge der deutschen Sportler gefehlt.“ Danach habe auch noch der Start der Fußballbundesliga das Olympia- Interesse „überlagert“.

Keine Qutenprobleme in China

Die Gastgeber, die Chinesen, haben dagegen bei diesen Spielen nicht nur die meisten Medaillen, sondern auch garantiert kein Quotenproblem. 840 Millionen sahen die Eröffnungsfeier. Das sind über 83 Prozent aller potenziellen chinesischen Fernseh-Zuschauer. ta, vi, aka

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