Niederländisches Unfallauto 42 Jahre in Deutschland vergraben

Späte Gewissheit für den Sohn eines niederländischen Unfallopfers: Seit 1971 war der Wagen des Mannes, der seinen Vater totfuhr, genau dort in Deutschland vergraben, wo er ihn immer vermutet hatte.
von  dpa/AZ
Das verrostete Wrack eines bislang vergrabenen Unfallautos. Es handelt es sich zweifelsfrei um den Wagen, mit dem 1971 in den nahen Niederlanden ein Mann totgefahren wurde.
Das verrostete Wrack eines bislang vergrabenen Unfallautos. Es handelt es sich zweifelsfrei um den Wagen, mit dem 1971 in den nahen Niederlanden ein Mann totgefahren wurde. © dpa

Haren – 42 Jahre lang hatte der Niederländer Jan Potze eine starke Vermutung, wer seinen Vater am 9. September 1971 am Rande einer Landstraße bei Ter Apel totfuhr. Nach dem Ausgraben eines Autowracks wenige Kilometer weiter auf der deutschen Seite der Grenze im niedersächsischen Haren hat Potze seit Montag Gewissheit: Jahrzehntelang, während der hellblaue VW 1600 unter der Erde rostete, hatte er den richtigen Mann unter Verdacht. Der aber ist seit langem tot. Ein juristisches Nachspiel gibt es nicht mehr.

„Ich kann das Kapitel nun abschließen“, reagierte der 76-Jährige am Montag. Was bleibt ist große Bitterkeit gegenüber der Polizei in Deutschland, auch aber in Holland. Niederländische Landwirte hatten ihm damals davon berichtet, dass der Unfallwagen, nach dem die Polizei fahndete, neben einem Bauernhof nur wenige Meter von der Grenze entfernt vergraben wurde. „Die Polizei aber wollte dem nicht nachgehen, und wir selber durften nicht auf das Gelände“, meinte er. „Es ist viel erzählt worden damals.“

Die Polizei in Haren hat den vollkommen durchgerosteten VW 1600, der ohne Licht fahrend den damals 63-Jährigen Jurrien Potze am Straßenrand erfasste, zwar zweifelsfrei als den Unfallwagen identifiziert. Ob die Beamten die eindeutigen Hinweise aus Holland damals unbearbeitet ließen, kann Polizeisprecher Achim van Remmerden in Lingen heute nicht mehr sagen. „Das lässt sich nicht mehr ermitteln.“ Die Akten von damals seien vernichtet. „Da kann ich nichts zu sagen.“

Der Unfallfahrer saß zwar in Holland drei Wochen in Haft – weil der Wagen verschwunden war, konnte man dem Besitzer damals aber nichts nachweisen. „Sie mussten ihn laufen lassen“, sagte Jan Potze. „Aber auch die Polizei hier hat versagt“, schiebt er nach. Gleich nach dem Unfall, so berichtete die holländische Zeitung im September 1971, habe man vermutet, dass der Unfallfahrer mit seinem Wagen über die Grenze geflohen sein könnte.

Dass das vergrabene Wrack nach all den Jahren ans Licht gekommen ist, ist dem Gerede zu verdanken. Der neue Eigentümer des Bauernhofes erhielt einen Hinweis und stieß beim Graben auf das Dach des Wagens. Wie es sein kann, dass die Geschichte mit wohl einigen Mitwissern in dem Grenzstreifen, in dem damals beiderseits noch viele dasselbe Platt sprachen, so lange unentdeckt blieb, will Jurrien Potzes Enkelin klären: „Wenn Sie mehr Informationen haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf“, appelliert Stieneke Potze auf der Homepage der örtlichen Zeitung.

 

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