Nicht hübsch genug?

München Sie ist eine bildhübsche junge Frau. Ein ausdrucksvolles Gesicht. Blond. Blaue Augen. Schlank. Lange Beine. Wenn da nur nicht diese Nase wäre! Die stört Michelle ganz massiv. Denn die Nase weist einen kleinen Höcker auf. Und der muss weg.
Sagt Michelle – und wird sich jetzt einer Schönheitsoperation unterziehen. Über die 18-Jährige und andere Teenager, die sich einer solchen Behandlung unterziehen, berichtet am Dienstagabend die „37 ° Reportage“ im ZDF (22.35 Uhr). Immer mehr junge Menschen unter 20 – vorwiegend Frauen – zieht es zum Schönheitschirurgen. Zwar werden nur etwa 1,3 Prozent aller derartigen Eingriffe an Minderjährigen ausgeführt, doch die Tendenz ist eindeutig steigend.
Laut der „Deutschen Gesellschaft für Ästhertisch-Plastische Chirurgie“ (DGÄPC) betreffen die häufigsten ästhetisch-plastischen Operationen bei unter 18-Jährigen das Anlegen abstehender Ohren, die Korrektur entstellender Narben und die Behandlung eines übermäßigen Brustwachstums bei jungen Männern, so DGÄPC-Sprecher Martin Spiering.
Michelle gehört mit ihrem Wunsch nach einer geraden Nase eher zu einer Minderheit. Allerdings hat sie täglich ein Beispiel vor Augen. Ihre Zwillingsschwester Joanne hat sich vor einem Jahr – da war sie erst 17 – ihren kleinen Nasenhöcker korrigieren lassen. Schon seit ihrem 12. Lebensjahr, so erzählt Joanne im ZDF , habe sie daran gedacht, ihr Gesicht verändern zu lassen: „Wenn ich in den Spiegel geguckt habe, sah ich nur meine Nase. Auch wenn andere sagten, es fällt gar nicht auf, mich hat sie gestört.“ Die Mutter von Joanne und Michelle hat zunächst nicht verstanden, warum ihre Töchter mit ihrem Aussehen unglücklich waren. Aber als sie merkte, wie groß der Wunsch war, gab sie nach.
Auch die Eltern von Sahar waren zunächst strikt dagegen, als sich das junge Mädchen die Nase korrigieren lassen wollte. Sie argumentierten mit inneren Werten, die wichtiger seien als die äußere Erscheinung. Doch die ständigen Diskussionen führen schleißlich dazu, dass sie einen Schönheitschirurgen aufsuchen werden, der entscheiden soll, ob Sahar operiert wird. Eine heikle Entscheidung - denn Sahar ist erst 14.
Ein ganz klares Nein zu Sahars Eltern würde der Plastische Chirurg Professor Christian J. Gabka aus München sagen. Der Mediziner zur AZ: „Mit meinen Kollegen aus der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen bin ich mir einig, dass wir solche Eingriffe aus reinen Schönheitsgründen nicht an Minderjährigen vornehmen.“ Ausnahmen sei, wenn eine solche Operation aus medizinischen Gründen notwendig ist, zum Beispiel nach Verletzungen durch Unfälle. Und wo gehen die Mädchen dann hin, wenn sie von Gabka & Co. abgewiesen werden? Der Chirurg: „Da tummeln sich viele, die so etwas machen, auch im Ausland.“