Nicht alle wollen die Gleichberechtigung
LOS ANGELES - In einem Volksentscheid stimmt Kalifornien nur sechs Monate nach der Legalisierung durch den Obersten Gerichtshof gegen die Ehe von homosexuellen Paaren
Die Euphorie über Barack Obamas Wahlsieg hat für viele Kalifornier durch eine Abstimmung im eigenen Staat einen bitteren Dämpfer bekommen. Nachdem der Oberste Gerichtshof Mitte Mai die Ehe zwischen Homosexuellen legalisiert hatte, haben sich die Bürger jetzt per Volksentscheid knapp gegen die Regelung entschieden. „Nur die Heirat zwischen einem Mann und einer Frau ist gültig in Kalifornien“, lautete die Aussage auf den Stimmzetteln der „Proposition 8“, die 52 Prozent der Wähler bekräftigten.
Die Kalifornierin Susan Allen, die ihre Freundin im Juli geheiratet hatte, ging mit ihrer Heiratsurkunde zu den zuständigen Behörden. „Hat das noch irgendeine Bedeutung?“ fragte sie dort. „Tut mir leid, ich weiß es nicht“, wurde ihr gesagt. Susan Allen brach in Tränen aus. Ähnlich emotional reagierten viele Betroffene, die Wut, Enttäuschung und Verzweiflung ist groß. Umstritten ist auch, ob die bisher geschlossenen Ehen ihre Gültigkeit behalten.
Mit einer Demonstration durch West Hollywood über den Sunset Boulevard versuchten die Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe noch, die Proposition 8 zu stoppen. Doch die konservativen Gruppen und Kirchen hatten Erfolg mit ihrem Referendum.
Auch Moderatorin Ellen deGeneres, seit drei Monaten verheiratet mit Schauspielerin Portia de Rossi, war entsetzt. „Mit der Wahl Obamas hat Amerika einen riesigen Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan – und ihn gleich wieder zurückgenommen“, sagte sie, und scherzte noch: „Meine Hochzeitsgeschenke behalte ich aber.“
lka
- Themen:
- Barack Obama