"News of the World" wird eingestellt
Mit dem Aus für die britische Boulevardzeitung "News of the World" hat der Murdoch-Konzern die Konsequenz aus dem Skandal um abgehörte Handys gezogen - doch viele üble Details werden wohl noch ans Licht kommen.
London - Premierminister David Cameron betonte, er werde weiter dafür kämpfen, das es eine öffentliche Untersuchung der Vorwürfe gebe. Der Chef von News International, James Murdoch, hatte am Donnerstagabend verkündet, dass am kommenden Sonntag die letzte Ausgabe der traditionsreichen Zeitung erscheinen wird. Er gestand schwere Fehler ein.
Der Abhörskandal war eskaliert, als bekannt wurde, dass Journalisten der Sonntagszeitung nicht nur die Handys von Prominenten, sondern auch von Soldaten-Witwen, Opfern von Terroranschlägen und Familien entführter Kinder angezapft haben sollen. "Wenn die neuen Vorwürfe stimmen, dann war das unmenschlich und hat in unserem Unternehmen keinen Platz", begründete Murdoch die wohl beispiellose Entscheidung.
Für Aufsehen hatte vor allem der Fall eines entführten und getöteten Mädchens gesorgt: Die Reporter sollen, so der Vorwurf, dessen Handy-Mailbox nicht nur abgehört, sondern alte Meldungen gelöscht haben, um Platz für neue zu schaffen. Eltern und Polizei glaubten deshalb, die kleine Milly lebe noch - obwohl ihr Entführer sie bereits ermordet hatte.
Es dürften noch viele weitere Vorwürfe publik werden. Einen präsentierte bereits die Zeitung "Evening Standard": Sie berichtete, ranghohe Mitarbeiter der Londoner Polizei hätten rund 100 000 Pfund (rund 110 000 Euro) an Bestechungsgeldern von "News of the World" angenommen.
Die "News of the World" gibt es seit 168 Jahren. Medienangaben zufolge ist sie mit rund 2,8 Millionen verkauften Exemplaren pro Woche das meistverkaufte Blatt Großbritanniens. Die Zeitung erscheint im Verlag News International, dem britischen Arm des Medienimperiums von Rupert Murdoch, der News Corporation. Chef des britischen Ablegers ist Murdochs Sohn James.
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