Neue Studie zeigt: So werden Menschen mit Adipositas diskriminiert

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Die Krankheit Adipositas ist an sich schon eine Herausforderung für Betroffene. Doch das deutliche Übergewicht sorgt auch gesellschaftlich für Probleme. Eine aktuelle Umfrage des Pharmaunternehmens Lilly dokumentiert, wie verbreitet die Benachteiligung in verschiedenen Lebensbereichen ist - und dass sie auch dort auftritt, wo eigentlich Unterstützung erwartet wird: in der Arztpraxis.
Schon länger ist durch Umfragen belegt, dass Menschen mit starkem Übergewicht oft als weniger leistungsfähig, faul und disziplinlos wahrgenommen werden - oder einfach formuliert: dass sie zu bequem zum Abnehmen sind, sich zu wenig bewegen und zu viel Ungesundes essen.
Zum einen ist die Wahrnehmung falsch, da Adipositas nicht durch mangelnden Willen, sondern durch komplexe Stoffwechsel- und Hormonstörungen entsteht, die das Sättigungsgefühl reduzieren, sowie den Stoffwechsel verlangsamen- und so zu Übergewicht führen.
Zum anderen kann Adipositas zu einem deutlich reduzierten Selbstwertgefühl der Betroffenen führen und sich auch ganz konkret auf alltägliche Situation des gesellschaftlichen Lebens auswirken. So zeigen Studien, dass Menschen mit Adipositas Diskriminierung im Job und bei der Wohnungssuche ausgesetzt sind - aber auch im Gesundheitswesen.
Diese strukturelle Benachteiligung hat weitreichende Folgen. Der erschwerte Zugang zu besser bezahlten Stellen und die geringeren Einkommen können den gesamten Lebensstandard beeinflussen. Das kann sich wiederum auf die Gesundheit auswirken, wenn beispielsweise weniger Geld für hochwertige Lebensmittel oder Sportangebote zur Verfügung steht.
Mangelndes Verständnis auch in der Arztpraxis
Eine neue Umfrage im Auftrag von Lilly Deutschland unter 2.000 Menschen mit Adipositas konzentriert sich auf die Situation im Gesundheitswesen. Die Hälfte der Befragten (50,1 Prozent) gibt an, in Arztpraxen keinen empathischen und respektvollen Umgang zu erfahren.
Die im April und Mai 2025 durchgeführte Civey-Erhebung dokumentiert weiter: 45,9 Prozent der Teilnehmer wünschen sich bessere Aufklärung über Behandlungsmöglichkeiten, 45,2 Prozent benötigen Unterstützung bei der Suche nach spezialisierten Therapien. 44,9 Prozent geben an, dass sich Ärzte zu wenig Zeit für Gespräche nehmen.
Professor Dr. Lars Selig vom Uniklinikum Leipzig stellt beim Kongress des Verbands der Diätassistenten fest: "Es gibt sehr gute Daten, die zeigen, dass Menschen mit Adipositas in Arztpraxen den kürzesten Aufenthalt im Sprechzimmer haben." Häufig würden sämtliche Beschwerden pauschal auf das Gewicht zurückgeführt, ohne andere Ursachen in Betracht zu ziehen, so Selig: "Wir müssen uns alle selbst an die Nase packen. Auch wir stigmatisieren."
Vertrauensverlust mit gesundheitlichen Folgen
Das mangelnde Vertrauen in das Gesundheitssystem zeigt sich deutlich: Nur 17 Prozent der Befragten haben das Gefühl, mit ihren Anliegen ernst genommen zu werden. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass viele Betroffene Arztbesuche meiden - auch wenn medizinische Behandlung notwendig wäre. Dabei ist Adipositas als chronische Erkrankung anerkannt, die einer ärztlichen Behandlung bedarf.
Diese Situation erschwert nicht nur die medizinische Versorgung, sondern kann auch bestehende gesundheitliche Probleme verstärken. Wenn Betroffene aus Angst vor Diskriminierung Arztbesuche vermeiden, bleiben möglicherweise ernsthafte Erkrankungen unentdeckt oder unbehandelt.
Vor allem Information und Aufklärung könnten diesen Teufelskreis durchbrechen. So sehen 41,4 Prozent der Befragten mehr Aufklärungsarbeit in den Medien als wichtigen Schritt. Mit 43,1 Prozent noch höher bewertet wird von den Betroffenen die Notwendigkeit, Gesundheitsfachkräfte für das Thema zu sensibilisieren.
Langer Weg zu Anerkennung
Die aktuelle, aber auch viele vorhergehende Umfragen machen deutlich: Menschen mit Adipositas kämpfen nicht nur gegen eine komplexe Krankheit, sondern auch gegen gesellschaftliche Vorurteile. Besonders problematisch ist die Diskriminierung im Gesundheitswesen, wo Patienten eigentlich Hilfe und Verständnis erwarten müssen. Nur wenn die Gesellschaft und medizinische Fachkräfte für das Thema sensibilisiert werden, kann sich die Situation für die schätzungsweise 15 Millionen Betroffenen in Deutschland nachhaltig verbessern.
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