Neonazis greifen Gewerkschafter an
Ihr martialisches Auftreten zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens reichte ihnen wohl nicht. Nahe Jena griffen Rechtsextreme eine Reisegruppe des DGB an und verletzten fünf Menschen.
Neonazis haben am Samstagabend auf einem Autobahnparkplatz bei Jena Teilnehmer der Dresdner Großdemonstration gegen Rechts angegriffen und fünf von ihnen verletzt. Bei den Opfern handelt es sich um Kundgebungsteilnehmer aus Nordhessen, wie die Polizei in Jena mitteilte.
Ein Sprecher der Linkspartei erklärte, auch mehrere Mitglieder seiner Partei seien darunter gewesen. Die Gruppe war mit einem Bus des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf dem Rückweg von Dresden und legte gerade eine Pause ein, als sie von den Neonazis angegriffen wurde. Nach Angaben der Polizei erlitten fünf Demonstranten leichte Verletzungen an Oberkörper und Gesicht. Zwei von ihnen wurden im Uniklinikum Jena ambulant behandelt, die anderen wurden von Ärzten vor Ort versorgt. Eine Gruppe von Anhängern der rechten Szene habe auf ihrem Nachhauseweg denselben Rastplatz an der Autobahn 4 angesteuert. Zuerst beschimpfte sie die Gewerkschafter, danach erfolgte der Angriff. Als die Polizei eintraf, verließ der Reisebus mit den Angreifern gerade den Parkplatz. In dem vom DGB Hessen und der Linkspartei gemieteten Bus saßen zum Zeitpunkt des Angriffs 40 Menschen. Die Beamten stoppten die Gruppe der Angreifer wenig später und nahmen die Personalien von 40 Rechtsextremen auf. «Erste Schritte der Strafverfolgung» seien eingeleitet, teilte die Polizei mit. Der Staatsschutz ist eingeschaltet.
12.500 Demontranten gegen Rechts, 6000 dafür
Die Linkspartei sprach in einer Mitteilung von zwei Schwer- und drei Leichtverletzten. Der Vorsitzende der hessischen Linkspartei, Ulrich Wilken, erklärte: «Die immer häufiger und brutaler werdenden Gewalttaten von Neonazis erschrecken mich.» Er hoffe, dass die Täter schnell gefasst würden. Alle Verantwortlichen müssten endlich wirksam gegen die Neonazi-Szene vorgehen. In Dresden hatten am Samstag nach Veranstalterangaben rund 12.500 Menschen aus ganz Deutschland mit Sternmärschen und Kundgebungen gegen einen Aufmarsch von etwa 6000 Neonazis aus dem In- und Ausland in der Stadt demonstriert. Die Rechtsextremisten instrumentalisieren seit langem den Jahrestag der Bombardierung Dresdens Ende des Zweiten Weltkrieges. (dpa/AP/nz)