Nachbeben erschüttern den Norden Italiens
Rom/Ferrara/Modena - Das Erdbebengebiet im Norden Italiens kommt nicht zur Ruhe. Auch in der Nacht zum Montag erschütterten neue Erdstöße die Region Emilia Romagna.
Die beiden schwersten Nachbeben am frühen Montagmorgen erreichten nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa eine Stärke von 3,7 und 3,6. Insgesamt gab es dem Internetportal "corriere.it" zufolge mehr als hundert kleinerer Nachbeben. Regierungschef Mario Monti reiste vorzeitig vom Nato-Gipfel in Chicago ab. Er wollte im Laufe des Tages in Italien ankommen. Am Dienstag will das Kabinett über Finanzhilfen beraten.
Zahlreiche Häuser sind unbewohnbar, Fabrikhallen und landwirtschaftliche Gebäude stürzten ein. Straßen waren zeitweise unpassierbar. In der gesamten Region gibt es auch Schäden an wertvollen Kulturschätzen und Denkmälern.
Aus den umliegenden Regionen Lombardei, Venetien, der Toskana und Latium waren insgesamt 650 Helfer auf dem Weg in das Erdbebengebiet. 500 Häftlinge aus dem Gefängnis von Ferrara wurden nach einem Bericht des Portals "repubblica.it" vorsorglich in andere Gebäude gebracht.
Tausende Menschen mussten die Nacht in Zelten, Sporthallen, Pensionen oder bei Freunden und Verwandten verbringen - ihre Häuser sind nicht mehr bewohnbar. Manche Menschen berichteten dem Fernsehsender Rai, dass sie die Nacht aus Angst vor Nachbeben im Auto verbracht hätten. Viele Schulen im Erdbebengebiet blieben am Montag geschlossen.
Sieben Menschen starben bei dem Beben, das die Region am frühen Sonntagmorgen mit einer Stärke von 6,0 erschüttert hatte. Vier Arbeiter und eine über hundertjährige Seniorin wurden von Trümmern erschlagen. Eine 37-jährige Deutsche und eine 86-Jährige starben nach dem Beben, möglicherweise infolge des Schrecks. Das italienische Fernsehen berichtete von etwa 50 Verletzten.
Mehrere Tausend Menschen sind nach Angaben des Zivilschutzes vom Montagmorgen obdachlos geworden: Rund 2500 in der Provinz Modena, rund 300 in der Provinz Bologna und knapp 600 in der ebenfalls stark betroffenen Provinz Ferrara mit der gleichnamigen Renaissancestadt, die zum Weltkulturerbe gehört.
Die Schadenshöhe ist noch unbekannt. Unter anderem gibt es Sorgen um die unschätzbaren Kulturgüter der Region. "Die Schäden an dem kulturellen Erbe sind nach ersten Erkenntnissen beachtlich", sagte der Minister für Kulturgüter, Lorenzo Ornaghi, laut Ansa. Unter anderem wurde das Schloss von Ferrara beschädigt. In Bologna und Ferrara sowie einer Reihe von kleineren Orten wurden Kirchen gesperrt, weil sie Risse bekommen hatten. In San Felice stürzte ein Turm aus dem 14. Jahrhundert ein.