Mutmaßlicher Mörder von Corinna - es ist ein Nachbar
EILENBURG - Peter S. ist wegen anderer Delikte vorbestraft und stand unter Führungsaufsicht. Zeugen hatten ihn vor der Tat mit dem Mädchen gesehen.
Der Fall Corinna ist gelöst, der Mörder der Neunjährigen ist gefasst. Der 39-jährige Peter S., er wohnte ganz in der Nähe des Mädchens im nordsächsischen Eilenburg, hat die Tat gestanden.
Corinna war vergangenen Dienstag nicht vom Spielplatz nahe ihrer Wohnung in der Kleinstadt nachHause zurückgekehrt. Eltern und die älteren Geschwister suchten noch Abend nach dem Kind: „Hast Du meine Schwester gesehen?“ Erfolglos. Gegen 19.45 geben die Eltern eine Vermisstenanzeige auf. Schon am nächsten Tag die schreckliche Gewissheit. Corinnas Leiche wird an einem Nebenarm des Flüsschens Mulde gefunden. Schnell stellt sich heraus: Das Kind war vor der Tat sexuell missbraucht worden. Dinge, die es bei sich hatte, darunter eine Puppe, waren verschwunden. Vom Täter gibt es zunächst keine Spur.
Mehr als 160 Hinweise gingen in den folgenden Tagen ein, die „Sonderkommission Corinna“ umfasst 122 Personen, die rund um die Uhr im Einsatz war. Gestern konnte Sachsens Landespolizeipräsident Bernd Merbitz einen Erfolg vermelden
Vier der Hinweise führten zu einem 39-jährigen Arbeitslosen. Peter S. wurde kurz vor der Tat zusammen mit dem Mädchen gesehen. Auch sonst sei er durch „auffälliges Verhalten“ aufgefallen. Am Samstag Abend gegen 23 Uhr wurde er festgenommen. Der Mann, er ist geschieden und nach einigen Berichten selbst Vater, war betrunken. Und er wollte reden
Der Mann hat die Tat gestanden, sagte Polizeipräsident Merbitz, der die Aussagen trotz der Alkoholisierung für gerichtsverwertbar hält. „Wir sind der Überzeugung: Was er gesagt hat, dass kann nur er wissen“, sagte der Polizist. Der Haftbefehl lautet auf Mord und auf „sexuellen Missbrauchmit Todesfolge“.
Nähere Umstände der Tat wollten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft bekannt geben, um den Fahndungserfolg nicht zu gefährden. „Wir haben den Kampf um das Leben des Mädchens verloren, sagte der Polizeipräsident, „aber wir waren schnell bei der Ergreifung des Täters.“
Klar ist, der geständige Täter ist vorbestraft. „Allerdings nicht wegen Sexualdelikten“, sagt die Polizei. Im Register von Peter S. stehen Brandstiftungen, die aber bereits einige Zeit zurückliegen. Dabei soll er aufgefallen sein, weil er stets als erster mit der Video- Kamera am Brandort aufgetaucht war. Wegen der Delikte stand er unter „Führungsaufsicht“: Die kann angeordnet werden bei psychisch oder suchtkranken Straftätern, bei denen eine gewisse Rückfallgefahr vermutet wird. Sie sieht in den ersten Jahren nach der Entlassung in Freiheit eine straffe Kontrolle der Lebensführung etwa durch Bewährungshelfer vor. Ob die Führungsaufsicht vernachlässigt wurde, ist im konkreten Fall nicht klar.
Die Fahnder betonen, dass ein Abgleich mit einer Sexualtäter- Datei nicht schneller zum Erfolg geführt hätte. Die Familie von Corinna habe die Nachricht von der schnellen Ergreifung des Täters mit Erleichterung aufgenommen, sagte die Anwältin der Familie. Nach bisherigen Erkenntnissen kannten sich Familie des Opfers und der Täter nicht.
Der Mord an der kleinen Corinna hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Der Fall rief Erinnerungen an die kleine Michelle (8) wach, die vor einem Jahr in Leipzig ebenfalls Opfer eines Sexualverbrechers wurde. Nach ihrem Mörder fahndete die Polizei ein halbes Jahr lang.