Moskau lädt zum Grand Prix ein
Ab an die Moskwa: Der europäische Musikwettbewerb findet im kommenden Jahr in Russlands Hauptstadt statt. Das verkündete zum Wochenstart kein geringerer als Wladimir Putin.
Das große russische Reich hat viele Millionenstädte: Omsk, Nischni Nowgorod oder Jekaterinburg, um nur mal drei zu nennen. Als Austragungsort für den nächsten Eurovision Song Contest (ESC) - hierzulande auch weiterhin gern als «Grand Prix» bezeichnet - kamen aber im Grunde ohnehin nur zwei in Frage: Moskau oder Sankt Petersburg.
Jetzt ist die Entscheidung gefallen - und kein geringerer als Wladimir Putin verkündete sie am Montag in einer Sitzung des Regierungspräsidiums in der Hauptstadt: Nach Moskau wird der Pulk der europäischen Grand-Prix-Teilnehmer im kommenden Jahr ziehen. Damit siegt die größte Stadt des Landes gegen die zweitgrößte, die sich bis zuletzt auch noch Hoffnungen gemacht hatte, den Wettbewerb an die Newa zu holen. Doch nun wird es also Moskau. Ob es auch am Petersburger Stadtparlament lag? Mitte Juni hatten sich einige Abgeordnete nämlich gegen die Ausrichtung des Liederwettbewerbs in ihrer Stadt ausgesprochen, mit dem Argument, die westliche Musik, die beim ESC geboten wird, «demoralisiert unsere Jugend und fordert zu Drogenmissbrauch auf». Diese Abgeordneten forderten, statt des Grand Prix solle besser ein Festival für moderne religiös-orthodoxe Lieder in St. Petersburg abgehalten werden.
Dafür mag jetzt Gelegenheit sein, der Eurovision Song Contest zieht jedenfalls aller Voraussicht nach in die Moskauer Olympiahalle. Die wurde nördlich des Stadtzentrums für die Olympischen Spiele 1980 gebaut. Das große Hallenstadion im Olympiiski Sportkomplex fasst bis zu 80.000 Zuschauer. Allerdings ist die Kapazität bei Sport- und Fernsehevents deutlich kleiner und reicht von 10.000 bis 16.000. Doch es geht eben noch größer - immerhin findet der Grand Prix 2009 im größten Land der Erde statt. Ob es auch von der Zahl der Teilnehmer der größte ESC aller Zeiten werden wird, bleibt noch abzuwarten. In diesem Jahr nahmen 43 Nationen am Wettbewerb teil, so viele wie nie. Womöglich kehren die aussetzenden Länder Österreich und Slowakei zurück oder Kosovo startet als neue Nation.
Der Zeitpunkt steht schon etwas länger fest: Der ESC-Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU), hatte sich schon im Juni auf den 16. Mai 2009 festgelegt, die beiden Halbfinals sollen am 12. und 14. Mai stattfinden. Eine ganze Reihe von Ländern hat schon ihre Teilnahme-Zusage für den ESC 2009 abgegeben, darunter auch Deutschland. Noch ist aber unklar, ob die Bundesrepublik als eines der vier großen Länder auch im kommenden Jahr automatisch fürs Finale gesetzt ist. Derzeit wird bei der EBU darüber diskutiert, ob auch Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien durch die Halbfinals müssen. Dass die Russen im kommenden Jahr das größte Musikevent der Welt - mit Zuschauern sogar in Kanada und Australien - ausrichten, haben sie ihrem Popstar Dima Bilan zu verdanken. Er hatte im Mai in Belgrad mit der Ballade «Believe» den Sieg und damit die Austragung des Wettbewerbs nach Russland geholt. Damit findet nach Estland, Lettland und Ukraine der ESC zum vierten Mal in einer früheren Sowjetrepublik statt. Deutschland wartet weiter auf einen zweiten Sieg: 1982 gewann Nicole mit «Ein bisschen Frieden». 2008 landeten die No Angels mit ihrem Poptitel «Disappear» abgeschlagen auf Platz 23. (nz)