Mit 10 Molotows wollte sie ihre Lehrer töten

Seit gestern verhandelt ein Gericht in Bonn gegen Tanja O. Die 17-Jährige hatte an ihrer Schule ein Blutbad geplant – nur der mutige Einsatz einer Mitschülerin verhinderte die Katastrophe
von  Abendzeitung

BONN - Seit gestern verhandelt ein Gericht in Bonn gegen Tanja O. Die 17-Jährige hatte an ihrer Schule ein Blutbad geplant – nur der mutige Einsatz einer Mitschülerin verhinderte die Katastrophe

Die Öffentlichkeit muss draußen bleiben – der Prozess gegen Tanja O. findet im Geheimen statt. Der Jugendschutz will es so, Tanja ist erst 17. Ein halbes Jahr ist es her, dass sie ihre Lehrer und Mitschüler umbringen wollte. Tanja geht in die 10. Klasse, hat wenig Freunde. Klassenkameraden beschreiben sie als verschlossen, als Außenseiterin. „Eigentlich war sie immer ganz nett“, erzählen zwei Mädchen später vor der Kamera.

Am Morgen des 11. Mai geht Tanja in ihr Gymnasium in St. Augustin bei Bonn. Im Rucksack hat sie zehn Molotowcocktails, die sie selbst gebastelt hat, und ein kurzes Samuraischwert, das sie für 70 Euro im Internet gekauft hat. Die Tat ist minutiös geplant. Laut Staatsanwaltschaft will sie zuerst mit dem Schwert einen Lehrer niederstechen, um an Klassenzimmerschlüssel zu kommen. Dann hat sie vor, die Sprengsätze in den Räumen zu platzieren und von außen zu versperren. Der Plan für ein Blutbad.

Aber so weit kommt es nicht. Die 18-jährige Mitschülerin Anna P. trifft Tanja auf der Mädchentoilette, will sie an der Tat hindern – Tanja nimmt ihr Schwert, sticht auf Anna ein und verletzt sie schwer. Dann will sich sich selbst töten, doch der Versuch misslingt. Tanja flüchtet und stellt sich in Köln der Polizei. Seitdem befindet sie sich in einer geschlossenen Klinik.

Über die Gründe ihrer Tat wird bis heute spekuliert. Sie stammt aus einem streng russisch- orthodoxen Elternhaus, hatte, wie es heißt, massive Probleme mit Lehrern und kam mit den anderen Schülern der Klasse nicht zurecht.

Die Anklage wirft ihr jetzt versuchten Mord, Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags und Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Als Höchststrafe drohen zehn Jahre Jugendstrafe und die Einweisung in die Psychiatrie. Als wichtigste Zeugin tritt im Gerichtssaal Anna auf, die das Blutbad verhinderte. Gutachter sollen klären, ob die offenbar psychisch labile Tanja voll schuldfähig ist – sie selbst sei geständig, sagen ihre Anwälte. Sie wolle sich vor Gericht umfassend erklären. Das Urteil fällt am 24. November

rg

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