64 Tote bei Polizeieinsatz gegen Drogenbande in Rio

Die Beamten wollen in den Favelas mutmaßliche Gangmitglieder festnehmen und treffen auf heftige Gegenwehr. Es soll sich um den blutigsten Polizeieinsatz in der Geschichte des Bundesstaates handeln.
dpa |
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Polizisten und Kriminelle lieferten sich stundenlange Gefechte.
Polizisten und Kriminelle lieferten sich stundenlange Gefechte. © Jose Lucena/TheNEWS2 via ZUMA Press Wire/dpa
Rio de Janeiro

Bei einem Polizeieinsatz gegen das Verbrechersyndikat Comando Vermelho (Rotes Kommando) sind in der brasilianischen Küstenmetropole Rio de Janeiro mindestens 64 Menschen ums Leben gekommen, darunter vier Beamte. Bei dem Großeinsatz in der Favela Alemão und dem Viertel Penha im Norden von Rio wurden zudem 81 mutmaßliche Gangmitglieder festgenommen, wie der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Cláudio Castro, sagte.

Bei den stundenlangen Gefechten handelte es sich Medienberichten zufolge um den blutigsten Polizeieinsatz in der Geschichte des Bundesstaates Rio de Janeiro. "Wir handeln gemeinsam mit aller Kraft, um deutlich zu machen, dass die Macht beim Staat liegt", sagte Castro bei einer Pressekonferenz in der Kommandozentrale der Sicherheitskräfte. "Wir werden den Kampf gegen das organisierte Verbrechen entschlossen fortsetzen." 

Comando Vermelho ist in Drogenhandel verwickelt

Das Comando Vermelho ist eines der größten Verbrechersyndikate des südamerikanischen Landes und vor allem im Drogenhandel aktiv. Bei dem Einsatz wurden nach Angaben der Behörden ein regionaler Anführer der Gruppe und der Finanzchef von einem der obersten Bosse der Gang festgenommen.

Mindestens 2.500 Polizisten waren an der Operation beteiligt, bei der auch zwei Hubschrauber und Dutzende gepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz kamen. Kriminelle steckten Barrikaden in Brand, warfen Sprengsätze von Drohnen ab und eröffneten das Feuer auf die Beamten. Neun Polizisten und drei Zivilisten erlitten Schussverletzungen. Auf Videos war zu sehen, wie schwarze Rauchwolken über den Vierteln aufstiegen. Die Polizei beschlagnahmte über 90 Schnellfeuerwaffen.

Die bürgerkriegsähnlichen Zustände hatten auch Auswirkungen auf das Stadtleben. Über 100 Buslinien mussten wegen der Kämpfe ihre Routen ändern. Mehrere Universitäten und Schulen ließen den Unterricht ausfallen. 

Brasiliens Polizei tötet 17 Menschen pro Tag

In kaum einem anderen Land der Welt kommen so viele Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben wie in Brasilien. 2024 töteten Sicherheitskräfte in dem südamerikanischen Land 6.243 Menschen - durchschnittlich 17 Menschen pro Tag, wie aus dem Jahrbuch für öffentliche Sicherheit hervorgeht. In den USA töteten Polizisten im vergangenen Jahr 1.378 Menschen, in Deutschland wurden 22 Personen von Beamten erschossen.

Allerdings lassen sich Polizeieinsätze in Europa nicht mit denen in Brasilien vergleichen: Viele Armenviertel werden von schwer bewaffneten Drogenbanden kontrolliert. Rückt die Polizei in den Favelas ein, um einen Haftbefehl zu vollstrecken oder nach Rauschgift zu suchen, wird sie nicht selten mit Salven aus Sturmgewehren empfangen. Die Operationen in den verwinkelten Gassen der Elendsviertel von Rio de Janeiro und São Paulo gleichen eher Militäreinsätzen als Polizeimaßnahmen. Menschenrechtsaktivisten werfen der Polizei allerdings vor, mit übertriebener Härte vorzugehen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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