Maschen-Comeback: Warum Häkeln gerade unser Leben entschleunigt
Vom DIY-Trend zum Selfcare-Ritual: Häkeln erlebt derzeit ein großes Revival. Inmitten einer schnelllebigen Welt entdecken immer mehr Menschen die Magie von Garn und Nadel. Was früher als verstaubtes Handarbeits-Hobby galt, ist heute Symbol für Achtsamkeit, Individualität und absoluter Trend.
Egal ob beim Serien-Binge auf dem Sofa oder in kreativen Häkelrunden in Cafés - das rhythmische Spiel von Faden und Finger wirkt beruhigend auf Körper und Geist. Es ist eine Art Flow, vergleichbar mit Yoga oder Laufen. Studien zeigen: Es senkt Stress, fördert Konzentration und hebt die Stimmung. Häkeln ist eine Art Meditation - mit einem schönen Ergebnis.
Häkeln schont Ressourcen
Ein Häkel-Bucket-Hat, ein Granny-Square-Top oder eine Decke im Boho-Stil: Selbstgemachte Kleidung und Accessoires feiern auf Instagram und TikTok ein Revival. Die Social-Media-Plattformen sind voll von Tutorials oder Menschen, die zeigen, was sie zuletzt alles gehäkelt haben.
Der Trend geht hin zu Individualität und Langlebigkeit. Wer selbst häkelt, entscheidet über Material, Farbe, Schnitt - und schafft Unikate fernab von Massenproduktion. Das schont Ressourcen und sorgt für mehr Wertschätzung. Es steht für Wertschätzung statt Verschwendung, für Individualität statt Massenware. Wer sich ein Kleidungsstück oder Accessoire selbst häkelt, entscheidet sich bewusst gegen die Wegwerfmentalität der Textilindustrie.
Häkeln ist inklusiv
Das Bild der älteren Dame mit Stricknadeln auf dem Sofa ist längst überholt. Häkeln ist heute für alle da - unabhängig von Alter, Geschlecht oder Background. Die kreative Freiheit ist grenzenlos: Es gibt keine festen Regeln, keine starren Muster. Häkeln erlaubt Verspieltheit, Mut zur Farbe, den eigenen Stil. Wer möchte, kann kleine Projekte wie Amigurumi-Tiere umsetzen - oder sich in komplexe Häkelpullis oder Wohnaccessoires vertiefen.
Häkeln ist politisch
Schon historisch war Handarbeit ein Werkzeug in Krisenzeiten. Während Weltkriegen, der Weltwirtschaftskrise oder unter kolonialen Bedingungen war Handarbeit oft Überlebensstrategie. Frauen, meist ohne Lohnarbeit oder schlecht bezahlt, fertigten Kleidung und Textilien. Häkeln bot Einkommen und soziale Stabilität. Häkelrunden waren Netzwerke, in denen Frauen sich austauschten und gemeinsam stärkten.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war Handarbeit Teil feministischer Selbstermächtigung. Frauen in Arbeiterinnenbewegungen und Suffragetten nutzten sie, um Unabhängigkeit zu fördern. Manche Muster und Farben wurden politische Zeichen. Feministische Gruppen nutzten Häkelaktionen als Protest - als bewussten Bruch mit männlich dominierter Politik und Kunst. Unter repressiven Regimen bot Handarbeit Raum für freie Meinungsäußerung. Öffentliche Demonstrationen waren verboten. Politische Botschaften wurden symbolisch übergeben.
Heute knüpft das Häkel-Revival daran an. Selbermachen heißt: Zeit und Kreativität zurückerobern. Es ist eine bewusste Entscheidung gegen politische und wirtschaftliche Systeme, die Menschen und Umwelt oft schaden.
Häkeln fördert Community
In einer Leistungsgesellschaft, die schneller, höher, weiter fordert, setzt Häkeln auf Zusammenarbeit statt Konkurrenz. Häkelgruppen treffen sich regelmäßig. Die Atmosphäre ist entspannt und kreativ. Wo früher die Großmutter häkelte, wird heute in Cafés, Studios und online gehäkelt. Es entstehen nicht nur Mützen und Taschen, sondern Freundschaften. Gemeinsame Kinoabende mit Häkeln sind inzwischen in vielen Städten keine Seltenheit.
Dabei geht es nicht um Perfektion oder Gewinn - sondern um Austausch, Kreativität und Solidarität. Wissen wird geteilt, Fehler sind erlaubt, und Fortschritt wird gefeiert - nicht bewertet. Diese Form von Gemeinschaft steht im Kontrast zu vielen anderen sozialen Strukturen, in denen Menschen gegeneinander ausgespielt werden.
Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Agentur spot on news. Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de
- Themen: