Made in Taiwan? Covid-Highspeed-Test in Arbeit
Mainz - Mal schnell ein Wattestäbchen in den Rachen schieben, ins Teströhrchen einführen und nach drei Minuten schon wissen, ob man Corona-frei ist - ein so schneller Covid-19-Schnelltest wäre bislang einzigartig auf dem Markt. Bald könnte es aber so weit sein: Der taiwanesische Halbleiterhersteller Spirox geht von einer Zulassung noch in diesem Jahr aus. Kosten soll der Test 100 Dollar pro Stück, umgerechnet rund 85 Euro.
Möglich macht den schnellen Test ein Mikrochip mit einer besonderen Beschichtung: Sie besteht aus einem Material, das die RNA des Coronavirus anzieht und bindet. Dadurch ändert sich dann der Elektronenfluss - was den Nachweis des Virus möglich macht. Dem Hersteller zufolge ist der Test sehr empfindlich und damit zuverlässig. Auf jedem Biosensorchip befänden sich Tausende von Testpunkten, sodass die Mikroprobe mehr als 1.000 Mal gleichzeitig getestet werden kann, erklärt Spirox. Selbst Infektionen im Frühstadium sollen so erkannt werden können.
Schneller Corona-Test: Mainzer Start-up forscht
Auch andere Hersteller arbeiten an der Produktion schnellerer Tests. In Deutschland etwa hat das Mainzer Start-up Digital Diagnostics (digid) einen Chip entwickelt, der das Virus in fünf Minuten identifizieren soll. Die Methode läuft ganz ähnlich ab: Auch hier wird die Speichelprobe auf einen fingernagelgroßen Chip aufgetragen, in dem sich sogenannte Cantilever befinden. Diese winzigen, leicht biegbaren Federbalken aus Silizium sind mit einer Fangschicht aus Antikörpern beschichtet.
So arbeiten US-Forscher an Corona-Schnelltest
Sobald sich die Coronaviren an die Fangschicht binden, führt dies zu einer Veränderung der Oberflächenspannung - und damit zu einer mechanischen Biegung, die wiederum ein elektrisches Signal am Chip erzeugt. Derzeit läuft noch das Zulassungsverfahren. Forscher in den USA entwickeln aktuell einen Test, bei dem die Genschere Crispr zum Einsatz kommt - für deren Erfindung in diesem Jahr der Nobelpreis vergeben worden ist. Bei dieser Methode lagert sich ein bestimmtes RNA-Molekül am entsprechenden Virusgen an, welches dann von der Genschere zerschnitten wird. Dabei wird fluoreszierende Farbe freigesetzt, die durch einen Laser zum Leuchten gebracht werden kann.
Mit einer Kamera kann nach fünf Minuten die Intensität der Fluoreszenz gemessen werden, welche einen Hinweis auf die Zahl der im Reagenz enthaltenen Viren liefert. Das soll mit einer Smartphone-Kamera möglich sein. Allerdings befindet sich die Entwicklung des Tests noch in einem sehr frühen Stadium. Ob er sich tatsächlich für den Einsatz eignet, ist noch unklar.
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