Lust auf Gewalt: "Ich hab Streit gesucht"
Berlin - Sie zerschmettern eine Flasche an seiner Schläfe, treten immer wieder zu, obwohl der Mann regungslos am Boden liegt – und sind trotz Geständnis wieder frei. Das Motiv der Täter: schlechte Stimmung, Lust an Gewalt.
Zwei 18-jährige Schüler haben im U-Bahnhof Friedrichstraße (Berlin-Mitte) einen 29-jährigen Mann aus purer Streitlust angegriffen und krankenhausreif geschlagen. Wieder einmal ist ein U-Bahnhof zum Schauplatz einer brutalen Attacke geworden.
Es ist Samstag, 3.30 Uhr nachts, als der Gas-Wasser-Installateur auf seine Peiniger trifft. Er ist auf dem Heimweg von einer Partie Darts mit Freunden. Das Überwachungsvideo zeigt, wie er allein auf der Bank sitzt und auf seine U-Bahn wartet.
Plötzlich nähern sich ihm zwei Jugendliche. Die beiden 18-jährigen Schüler provozieren den Mann, bis dieser schließlich aufsteht und gehen will. Da schlägt einer der Schüler mit seiner Bierflasche zu. Er trifft den Mann an der Schläfe, das Opfer geht sofort zu Boden, zuckt kurz und bewegt sich nicht mehr. Trotzdem hört der Hauptaggressor, gekleidet mit einer dunklen Jacke, nicht auf. Wie im Rausch tritt er mit voller Wucht vier, fünf Mal gegen den Kopf des Mannes. Nur wenige Meter entfernt leert ein Mitarbeiter der Berliner Verkehrsgesellschaft die Papierkörbe. Er scheint den Vorfall nicht zu bemerken.
Schließlich greift ein 21-jähriger Tourist aus Bayern beherzt ein. Doch auch er wird nicht verschont: Der zweite Täter schubst ihn, der Helfer stürzt, er verletzt sich leicht.
Trotzdem hat er dem 29-jährigen Mann, der noch immer bewusstlos am Boden liegt, womöglich das Leben gerettet, denn die zwei U-Bahn-Schläger machen sich aus dem Staub. Das Opfer kommt mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus, ist aber mittlerweile außer Lebensgefahr.
Nachdem die Polizei das Überwachungsvideo mit den grausamen Details des Überfalls veröffentlicht hat, wurde den zwei Schülern der Fahndungsdruck offenbar zu groß. „Sie haben sich beide freiwillig gestellt und die Tat gestanden”, sagte die Berliner Polizeisprecherin Claudia Elitok.
Der Haupttäter meldete sich Samstagabend in Begleitung seines Anwalts auf einer Wache in Berlin-Reinickendorf, sein Kompagnon folgte seinem Beispiel am Sonntag drauf. Das Motiv? „Ich bin in einer aggressiven Stimmung gewesen und habe Streit gesucht”, so die lapidare Antwort des Haupttäters, der zur Tatzeit betrunken war. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen. Sonntagabend war der brutale Schläger aber bereits wieder auf freiem Fuß. Er hat bis zum Prozess Haftverschonung erhalten. Sein gleichaltriger Mit-Täter wurde nach den Vernehmungen ebenfalls nach Hause entlassen. Gegen ihn wird wegen gefährlicher Körperverletzung an dem Touristen aus Bayern ermittelt. Beide Schüler sind nicht vorbestraft.
Erst im Februar hatten Jugendliche (14 und 17 Jahre alt) einen 30-Jährigen auf dem U-Bahnhof Berlin-Lichtenberg überfallen und schwer verletzt. Er lag wochenlang im künstlichen Koma. Derzeit macht der Mann eine Rehabilitation.
- Themen:
- Polizei