Loveparade: War es wirklich so?

Der Veranstalter will mit ins Internet gestellten Videos beweisen, dass die Polizei Schuld an der Katastrophe mit 21 Toten hat.
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21 Menschen kamen bei der Love-Parade Ende Juli ums Leben
dpa 21 Menschen kamen bei der Love-Parade Ende Juli ums Leben

BERLIN/DUISBURG - Der Veranstalter will mit ins Internet gestellten Videos beweisen, dass die Polizei Schuld an der Katastrophe mit 21 Toten hat.

Mehr als ein Monat ist seit der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg vergangen. Seither tobt der Streit, wer an dem Tod von 21 Menschen schuldig ist: Die Stadt Duisburg, die Polizei oder der Veranstalter. Der ist jetzt in die Offensive gegangen. Rainer Schaller, Chef von Lovapent, hat Videomaterial ins Internet gestellt, das die Schuld vor allem den Einsatzkräften zuweist. Von denen gibt es heftige Kritik an der Veröffentlichung, juristisch verhindern ließ sie sich aber offenbar nicht.

Auf der Seite www.lopavent.com hat Schaller umfangreiches Material über die Vorgeschichte und den Hergang des Unglücks am 25. Juli veröffentlicht, bei dem es neben den Todesopfern auch mehr als 100 zum Teil schwer Verletzte gegeben hatte.

Im Mittelpunkt des Materials steht ein gut sechsminütiger Videofilm. Er besteht aus Computeranimationen und vor allem dem Bildmaterial von insgesamt vier Überwachungskameras und den Aussagen von Zeugen. Auf ihm ist zu sehen, wie, in Schallers Augen, die Katastrophe auf dem Duisburger Veranstaltungsgelände ihren Lauf nahm.

Wegen des starken Besucherandrangs bildet die Polizei zwischen 15.50 und 15.57 Uhr zwei Absperrketten, eine in dem Zugangsbereich im westlichen Brückenbereich, die andere am Eingang zum Tunnel Ost. Man sieht kleinere Handgreiflichkeiten zwischen den Polizisten und den Ravern. Wenige Minuten später wird noch an einer Stelle eine Polizeikette gebildet: In der großen Zu- und Ausgangsrampe, in der sich die beiden Ströme der ankommenden Raver bündeln.

Doch schnell stauen sich auf der anderen Seite dieser dritten Kette hunderte von Besuchern, die die Loveparade verlassen wollen. Der Menschenpfropfen vor allen drei Ketten wird immer größer, immer dichter, während die Fläche innerhalb kurzzeitig fast leer ist, so die Videoaufnahmen.

Doch plötzlich wird die zweite Kette überrannt, auch die erste löst sich nach wenigen Minuten unter dem Druck der Menschen auf. Die Ravermassen aus beiden Tunnelrichtigungen laufen aufeinander zu und dann gemeinsam gegen den Pfropf der Besucher, die das Fest verlassen wollten. Auch die dritte Kette von Polizisten löst sich auf, die Raverströme aus zwei Richtungen verkeilen sich ineinander, der Druck auf jeden Einzelnen wird immer größer. Einige versuchen diesem zu entgehen: Sie klettern Lichtmasten hinauf, auf Sicherheitscontainer und erklimmen eine kleine Treppe auf der linken Seite der Rampe. Hier stoppt das ins Netz gestellte Video. Das Bildmaterial, das auch den Zeitraum danach dokumentiert, wird nicht gezeigt, aus Pietätsgründen und dem „Respekt vor den Opfern“, so Schaller zu „spiegel online“.

Der Veranstalter der Loveparade will mit dem Filmmaterial zeigen, dass die drei Polizeiketten zum dem Stau geführt hätten und „vermutlich die Ursache der Katastrophe waren“. Schaller: „Keiner von uns kann sich erklären, warum die Polizei die Kette im Tunnel gebildet hat und welche Funktion die Kette am unteren Ende der Rampe haben sollte. Ich glaube, ohne diese Kette würden die 21 Menschen heute noch leben“, so Schaller.

Heftige Kritik kommt dafür vom Chef der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: „Herr Schaller manipuliert und verdunkelt, wo er kann.“ Und die Staatsanwaltschaft Duisburg kritisiert die Veröffentlichung, weil damit Zeugen beeinflusst werden könnten. mh

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