Lörrach: Der tödliche Weg der Sabine R.

Warum brachte die 41-jährige JuristinKind, Ex-Mann und einen Krankenpfleger um? Sorgerechtsstreit als möglicher Hintergrund. Sie war Sportschützin, besaß die Waffen legal.
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Blick auf das Haus, in dem das Drama begann
dpa Blick auf das Haus, in dem das Drama begann

Warum brachte die 41-jährige JuristinKind, Ex-Mann und einen Krankenpfleger um? Sorgerechtsstreit als möglicher Hintergrund. Sie war Sportschützin, besaß die Waffen legal.

Sie lebte zurückgezogen, sie wirkte ungepflegt, sagten Nachbarn – auch verbittert. Was immer in Sabine R. gebrodelt hat, am Sonntag Abend brach es aus ihr heraus. Die 41-jährige Rechtsanwältin tötete ihren fünfjährigen Sohn, dann ihren Mann und später einen Krankenpfleger. Sie war Sportschützin, die Waffe vom Kaliber 22 besaß sie legal.

Die Juristin lief Amok, einer der seltenen Fälle, in denen Frauen sich auf Mord-Tour begeben. Warum sie das tat, ist nicht vollständig klar. Ihr Mann lebte getrennt von ihr, der gemeinsame fünfjährige Sohn lebte beim Vater. Offenbar gab es einen Sorgerechtsstreit. Am Wochenende hatte das Kind die Mutter besucht. Als der Vater das Kind abholen kam, nahm die Katastrophe ihren Lauf.

18.00 Uhr: Bei Polizei und Feuerwehr gehen mehrere Notrufe aus der Markus-Pflüger-Straße in der Innenstadt von Lörrach ein. Anwohner berichten von einer Explosion und einem Feuer.

18.04 Uhr: Eine mit einer Sportwaffe und einem Messer bewaffnete Frau stürmt aus dem Haus und schießt wahllos um sich. Sie trifft einen Mann in den Rücken, ein andere erleidet einen Streifschuss am Kopf. Sie hat mehrere hundert Schuss Munition bei sich.

18.06 Uhr: Der stellvertretende Stadtbrandmeister Hans-Dieter Böhringer trifft als Erster am Einsatzort ein. Er hört Schüsse, die Polizei stoppt ihn und seine Feuerwehrkameraden.

18.10 Uhr: Die Frau stürmt in das St. Elisabethen-Krankenhaus auf der anderen Straßenseite.

18.15 Uhr: Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg wird von der örtlichen Polizei über eine Schießerei in der Klinik alarmiert. Sie mobilisiert das in Göppingen stationierte Spezialeinsatzkommando. In der Klinik tötet sie auf der Gynäkologie-Station einen 56-jährigen Krankenpfleger. Sie sticht mit einem Messer auf ihn ein und schießt. „Wir gehen eher davon aus, dass es eine zufällige Begegnung war“, sagt ein Polizeisprecher später.

18.39 Uhr: Die Amokläuferin wird auf dem Flur im ersten Obergeschoss des Krankenhauses von einer Polizeikugel getroffen und getötet.

Die Polizei sagt, sie habe zunächst ihr Kind und dann ihren Ex-Mann getötet, bevor die Täterin Feuer in ihrer Wohnung gelegt hat. Dort hatte sie auch ihre Anwaltskanzlei. Die Leichen von Mann und Kind waren entstellt, die Wohnung brannte total aus.

Nach dem Amoklauf von Winnenden, als ein 17-jähriger 15 Menschen erschoss, hat die Polizei für Amokläufe ihre Einsatztaktik geändert. Deshalb gingen Polizisten in die Klinik, bevor die Lage überhaupt klar war. „Meine erste Reaktion war, nicht schon wieder’“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech. Er hatte bereits den Amoklauf von Winnenden als Minister miterlebt. Jetzt lobte er die neue Taktik der Polizei, die unter dem Motto „Sofort reingehen“ steht. „Andernfalls wären noch mehr Menschen getötet worden.“

Die neuerliche Tat mit einer genehmigten Waffe haben die Diskussion um privaten Waffenbesitz angefacht. Amokläufer von Robert S. 2002 in Erfurt bis zu Tim K. in Winnenden 2009 waren Sportschützen, hatten wie Sabine R. legal Zugang zu Sportwaffen. Rund zehn Millionen Waffen gibt es legal in Deutschland, die genaue Zahl gibt es nicht, weil die Schützenlobby jahrelang gegen ein zentrales Waffenregister war. Nach Winnenden wurden die Gesetze verschärft. Die Grünen fordern, Sportwaffen aus Privatwohnungen zu verbannen. mm.

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