Letzte Ruhe auf der Alm
Die Trauerfeier für Maximilian Schell findet im österreichischen Preitenegg statt – seine Asche wird unter einem Ahornbaum verstreut
KLAGENFURT Maximilian Schell war schon immer dem Himmel näher als unsereins. Am liebsten hielt sich der globetrotternde Filmstar, die Wolken zum Greifen, in 1348 Metern Höhe auf seiner Alm in Preitenegg auf, einem 968-Seelen-Nest im österreichischen Kärnten. Auf der postkartenschönen Heidi-Landschaft des Jagdhauses seiner Eltern, damals noch mit Plumpsklo, das er Schell-adäquat umbauen ließ, wird Max, der am 1. Februar in einer Innsbrucker Klinik verstarb, seine letzte Ruhestätte finden.
Genauer gesagt: unter seinem Lieblingsbaum. Die Asche soll unter dem Ahornbaum gestreut werden, den Vater Herrmann vor seiner Geburt gepflanzt hatte und unter dem er im letzten Sommer seine zweite Frau Iva Mihanovic heiratete. Das wird im Frühling geschehen. Zur Zeit ist Preitenegg meterhoch eingeschneit und der Klagenfurter Zugverkehr zirkulierte erst nach ein paar Lawinen-Sprengungen. Gestern Abend versammelten sich Witwe Iva, Schells Tochter Nasti aus der Ehe mit der schönen Russin Natalja Andreitschenko, Bernhard-Wicki-Witwe Elisabeth Endriss und Schells Assistentin Annemarie Pfeifer mit engen Freunden im Aussegnungshäuserl der Pfarrkirche von Preitenegg, wo Maximilian Schell im geschlossenen Sarg aufgebahrt liegt, zum Gottesdienst.
Am Samstag Vormittag um 11Uhr findet die offizielle Trauerfeier statt. Auf den beschwerlichen Weg zum letzten Adieu in den Bergen machen sich „Lisa“-Film-Boss Karl Spiehs (selbst nicht mehr gut zu Fuß) und seine Frau Angelica, Publikumsliebling Waltraud Haas, Serien-Star Christian Wolff, der sich bei der „Friedenspreis“-Verleihung 2011 mit Max anfreundete, und seine Frau Marina sowie Maler Ben Willikens, Schells Trauzeuge. Im Gasthof „Hanselwirt“ steigen die meisten Trauergäste ab.
Am Stammtisch des urigen Berglokals mit ein paar Zimmern, das von den liebenswürdigen Wirtsleuten Gerhard und Christa geführt wird, wurde am gestrigen Abend natürlich nur über Max gesprochen. Seine zweite Hochzeit mit der um vier Jahrzehnte jüngeren Iva, die er nach sechsjährigem Probelauf heiratete, war ja noch frisch in Erinnerung. Schell sah, so die einhellige Meinung der Hochzeitsgäste, mit seiner Braut unter dem Ahornbaum ganz jung und glücklich aus. Oder: Als Maximilian nach der „Friedenspreis“-Verleihung sich mit einer Vorlesung aus Gottfried Kellers „Kleine Poesie“ bedankte, griff das Publikum zum Taschentuch.
Als Bernhard Wicki starb und Schell sich in Los Angeles aufhielt, war es er, der die unglückliche Elisabeth immer wieder anrief. „Wenn Du Hilfe brauchst, ich bin für Dich immer da“, und: „Ich Dich will zum Lachen bringen.“ Schells Agentin Patricia Baumbauer, deren Mutter Erna Max fast aufopfernd managte, fehlte in der Runde, weil sie wegen der Berlinale unabkömmlich schien – wie viele Stars, die mit Maximilian befreundet waren, Schell hatte sie besonders ins Herz geschlossen und drückte und liebkoste sie, als Patricia noch ein kleines Kind war.
Rein äußerlich könnte sie sogar eine Tochter von ihm sein. Maximilian Schell hatte magische Ausstrahlung auf das weibliche Geschlecht. Auch die Münchner Zahnärztin Karen Meissner reagiert betroffen. „Vor Jahren hat er mich mal angeflirtet. Ich war da Anfang 20, im Paillettenanzug, fühlte mich wie ein Star, war in realitas nur Studentin. Er war ein außergewöhnlicher Mann mit einem Blick, der alles um sich vergessen ließ und ständig in seinen Bann zog.“
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