Legionärskrankheit: Die Killer-Keime

In Ulm leiden schon 56 Menschen an der gefährlichen Legionärskrankheit, vier sind gestorben. Noch nie sind auf einen Schlag so viele Menschen daran erkrankt. Experten rätseln, wo sich die Patienten infiziert haben.
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Untersuchung auf Keime, Symbolbild
dpa Untersuchung auf Keime, Symbolbild

ULM/MÜNCHEN - In Ulm leiden schon 56 Menschen an der gefährlichen Legionärskrankheit, vier sind gestorben. Noch nie sind auf einen Schlag so viele Menschen daran erkrankt. Experten rätseln, wo sich die Patienten infiziert haben.

Experten sind alarmiert: Noch nie sind auf einen Schlag so viele Menschen an der gefürchteten Legionärskrankheit erkrankt: In Ulm und Neu-Ulm wurden bisher 56 Fälle registriert, vier der Infizierten sind gestorben.

Und vor allem beunruhigt die Mediziner, dass bisher nicht festgestellt werden konnte, von wo die Killer-Keime stammen, ob sich die Legionellen genannten Bakterien weiter verbreiten und noch mehr Menschen sich anstecken.

Normalerweise befinden sich die Erreger, so Katharina Larisch vom Robert-Koch-Institut, in Duschen, Trinkwassersystemen, Klimaanlagen oder Luftbefeuchtern. Mehrere Erkrankungsfälle gleichzeitig treten daher meistens in Altenheimen, Hotels, Schwimmbädern oder Schulen auf. In Ulm ist dies viel mysteriöser.

Nach Auskunft der dortigen Uni-Klinik kommen solche Infektionsherde nicht in Frage. Alle bisher Infizierten wohnen oder arbeiten zwar in Ulm, ansonsten gibt es aber keinen gemeinsamen Nenner.

Mehrere Erkrankte hatten, laut einer Patientenbefragung, in der Zeit vor der Ansteckung nicht einmal ihre Wohnungen verlassen. Das Gros der Betroffenen ist älter als 60 Jahre. Auch Probenentnahmen beim Ulmer Trinkwasser brachten kein Ergebnis.

Ins Visier der Gesundheitsbehörden sind deshalb jetzt größere Einrichtungen im Stadtgebiet von Ulm geraten, die auf ihren Dächern oder Grundstücken Nasskühlsysteme oder Kühltürme installiert haben. Damit kommen alle Betriebe, Kaufhäuser oder Behörden mit Klimaanlagen in Frage, ebenso Industriefirmen mit Kühl- oder Trockenhallen.

Dort, so die Hypothese der Gesundheitsämter, könnte sich zum Jahresbeginn eine bakterienverseuchte Dampfwolke gebildet haben und dann vom Wind durch die Stadt getragen worden sein.

Laut Doris Reick vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, können derartige Wolken mehrere Kilometer weit durch die Luft ziehen, bevor sie sich auflösen.

Reick betonte zudem, dass Legionellen auch bei Minustemperaturen über einen längeren Zeitraum überleben können.

„Die Bakterien brauchen zwar 25 bis 30 Grad, um sich zu vermehren, halten sich dann aber unter Umständen mehrere Tage in der Kälte“, sagt die Expertin.

Ein mit Kameras bestückter Polizeihubschrauber hatte deshalb am Sonntag mehrere Stunden lang die Stadtgebiete von Ulm und Neu-Ulm überflogen und Aufnahmen von Nasskühlanlagen auf Dächern gemacht.

Trotzdem könne gut sein, dass die Infektionsquelle nie ermittelt werde. Doris Reick: „Die Dampfwolke kann eine einmalige Erscheinung gewesen sein und die verursachende Anlage längst schon wieder gereinigt sein.“

Michael Heinrich

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