Lebenslange Haft für Eltern nach Babymord

Fast zwei Jahre blieb die Ermordung ihres Babys unentdeckt - nun sind die Eltern zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Fast zwei Jahre blieb die Ermordung ihres Babys unentdeckt - nun sind die Eltern zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Landgerichts Potsdam fassten die 38 Jahre alte Mutter und ihr Ex-Partner (35) gemeinsam den Tatplan für das Verbrechen.

Potsdam - Ihr Motiv: Sie scheuten die Kosten, die ein weiteres Kind mit sich gebracht hätte. Unmittelbar nach der Geburt am 2. Juni 2009 in Jüterbog (Brandenburg) tötete dann der Mann das neugeborene Mädchen. Anschließend verscharrte er den Leichnam im Garten. Erst im Februar 2011 wurde das Verbrechen entdeckt - nachdem sich die Mutter einer Freundin offenbart hatte.

Die Potsdamer Richter bewerteten die Tat als Mord - wegen der finanziellen Hintergründe. Die Motivation in diesem Fall sei vergleichbar mit Habgier, erklärte Richter Frank Tiemann. "Dieser Fall liegt anders als die typischen Fälle von Kindstötung", sagte er und verwies beispielsweise auf Verzweiflungstaten junger Mütter.

Von einem detaillierten Tatplan ging das Gericht auch im vorliegenden Fall nicht aus - wohl aber von einer stillschweigenden Übereinkunft. Die 38-Jährige neige dazu, sich Auseinandersetzungen nicht zu stellen. Auch ihr Ex-Partner lasse die Dinge eher laufen, so Tiemann. "Andere Möglichkeiten wie eine Adoption oder die Babyklappe wurden nicht erwogen", sagte der Richter. Die Schwangerschaft sei bewusst verheimlicht worden. Die Frau habe vermieden, ein emotionales Verhältnis zu dem Kind aufzubauen. "Getötet hat er das Baby - aber sie war damit einverstanden", erklärte Tiemann.

Eine Bewertung, die die Verteidiger nicht akzeptierten: Beide kündigten an, das Urteil anzufechten. Ihre Mandanten verfolgten die Worte Tiemanns dagegen nahezu regungslos. Ein Paar sind sie schon seit langem nicht mehr, vor Gericht hatten sie sich gegenseitig belastet. Übermäßiger Alkoholkonsum hatte zunehmend das Familienleben beherrscht. Hinzu kamen die Dominanz und Eifersucht des 35-Jährigen sowie die Einmischung seiner Eltern.

Als sich die Bürokauffrau und der Fliesenleger 2007 kennengelernt hatten, war schnell ein gemeinsames Kind unterwegs. Zwei weitere brachte die 38-Jährige mit in die Beziehung. Das Paar kaufte sich für 180 000 Euro ein Haus in Jüterbog, nahm dafür einen Kredit auf. Immer wieder gab es finanzielle Engpässe. Als sich im Dezember 2008 das vierte Kind ankündigte, nahm das Drama seinen Lauf.

Der Fall hatte Bestürzung in der Stadt südlich von Berlin ausgelöst - zumal das Jugendamt die Familie kannte. Seit 2004 stand die Behörde mit der Mutter wegen Sorgerechtsverfahren in Kontakt. Zudem war das Amt eingeschaltet worden nach einem Fenstersturz der Tochter 2006. Die Mutter hatte das Mädchen damals alleine gelassen. Nach der Verhaftung der 38-Jährigen kümmerte sich zunächst das Jugendamt um ihre drei Kinder, von denen ein Sohn bereits volljährig ist. Die Jüngeren leben nach Angaben des Verteidigers inzwischen bei den Großeltern.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.