Kunde/Kundin? Wir brauchen mehr!
Die AZ-Redakteurin Rosemarie Vielreicher über den Formularstreit.
Eins vorneweg: Respekt, Frau Krämer! Diese Beharrlichkeit und den Mut, sich – auch mit 80 Jahren noch – durch die Instanzen zu kämpfen, haben nicht viele. Trotzdem stellt sich in der Causa "Kunde/Kundin" die Frage: Bringt der Formulierungs-Streit die Frauenrechte wirklich voran? Ist das die Gleichberechtigung, die wir dringend brauchen? Nein, wir brauchen viel mehr.
Solange die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland so groß wie in fast keinem anderen europäischen Land ist (21,5 Prozent) und sie auch nur schleichend kleiner wird, solange die Kinderbetreuung überwiegend auf den Schultern der Frauen lastet, solange sich viele Frauen zwischen Familie oder Karriere entscheiden müssen, weil beides sie an die Belastungsgrenze bringt, solange sind männlich formulierte Anschreiben, genauso aber auch eine Änderung der Nationalhymne nur Nebenschauplätze.
Gekämpft werden muss an anderer Stelle. Aber unbedingt mit derselben Beharrlichkeit.
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