Krippen in Italien: Von Gin bis Maradona alles dabei

Sie stehen überall: Auf Plätzen, in Kirchen, in Vorgärten und Wohnzimmern, es gibt sie schwimmend und sogar unter Wasser. Aufwendige, oft lebensgroße Krippen sind in Italien zu Weihnachten allgegenwärtig. Die Krippe auf dem Petersplatz in Rom zieht derzeit zahlreiche Besucher an. In Cavallino-Treporti an der Lagune von Venedig scheinen die Figuren auf dem Wasser zu wandeln. Am Gardasee in Bardolino versenkten Taucher die Krippe im Hafen, wo sie nun im klaren Wasser zu sehen ist.
Gin statt Christuskind
Doch nicht immer geht es festlich zu. In dem Ort Carnago in der Provinz Varese lag plötzlich statt des erwarteten Jesuskindes eine Flasche Gin in der Krippe. Jugendliche hatten sich einen Spaß gemacht - den andere Gemeindemitglieder gar nicht so spaßig fanden. Die Täter seien Ignoranten, wetterte Barbara Carabelli, Bürgermeisterin von Carnago, auf Facebook. Mehrere italienische Medien hatten über den Vorfall berichtet.
Auch in Bologna gab es Unerwartetes. "Mal sehen, was sich die Jugendlichen dieses Jahr ausgedacht haben", habe er zu sich selbst gesagt, als er eine lebensgroße Figur in der Krippe bewunderte entdeckte, berichtete Bürgermeister Flavio Filoni der Zeitung "La Stampa". Doch die Figur gehörte gar nicht in die Krippe: Es war ein Mann aus Ghana; er war von den Behörden gesucht - und hatte die Krippe als Unterkunft gewählt.
Tatsächlich gab in Bologna vor ein paar Jahren eine Krippe, die das Schicksal von Migranten aufgriff: Neben einem Rettungsboot wachten Josef und Maria über ein Neugeborenes, das in eine silberne Rettungsdecke gewickelt war, wie sie zum Wärmen von Bootsflüchtlingen verwendet wird. Nicht allen gefiel die Darstellung - sie wurde von Unbekannten beschädigt.´
Ärger um zwei Mütter anstelle von Maria und Josef
Die Krippe ist in Italien auch Nukleus des traditionellen Familienbildes.
Umso heftiger war die Empörung, als vor zwei Jahren in einer Krippe in Capocastello di Mercogliano in Kampanien statt der üblichen Figuren von Maria und Josef zwei Mütter beim Jesuskindes knieten. Konservative Katholiken und Politiker sprachen von Blasphemie.
Akzeptiert ist hingegen der Mix aus biblischen Figuren und bekannten Persönlichkeiten in der berühmten Krippenstraße San Gregorio Armeno in Neapel. Die Figur der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni soll in der historischen Gasse 2022 nach ihrem Amtsantritt eine der meistgekauften gewesen sein. Neben Engeln fand sich auch mal ein Kim Jong Un und ein Donald Trump. Und natürlich: Maradona.