Klimawandel auf dem Teller

Durch gesündere Ernährung und  gelegentlichem Verzicht auf Fleisch kann der Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland ganz erheblich verringert werden
Michael Heinrich |
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Eine deftige Schweinshaxe - die ist weder gut für die Gesundheit noch für das Klima
Eine deftige Schweinshaxe - die ist weder gut für die Gesundheit noch für das Klima

FRANKFURT Die Zahlen sprechen für sich: Für eine Portion Hamburger mit Pommes und Salat ist eine (Grün)Fläche von knapp 3,5 Quadratmeter nötig, für eine Bratwurst in der Semmel fast zwei Quadratmeter – für Spaghetti mit Tomatensauce dagegen nicht einmal ein halber Quadratmeter. Anders ausgedrückt: Würde jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten, würde das jährlich den Ausstoß von Treibhausgasen um neun Millionen Tonnen reduzieren. Das sind umgerechnet 75 Milliarden Pkw-Kilometer.

Diese erstaunlichen Zahlen stehen im gestern vorgestellten WWF-Report „Klimawandel auf dem Teller“. Vor allem die Produktion von fleischlichen Nahrungsmitteln erzeugt erhebliche Mengen an Treibhausgasen. Das besonders klimaschädliche Methan entsteht zum Beispiel bei der Verdauung von Wiederkäuern oder bei der organischen Düngung von Weideflächen. Aber auch die Lagerung, die Kühlung, der Transport und die Zubereitung von fleischlichen Produkten erzeugt hohe Mengen an CO2 und anderen klimaschädlichen Gasen.

Allein in Deutschland summiert sich diese Menge laut Umweltbundesamt auf 72 bis 115 Millionen Tonnen an schädlichen Gasen – allein für die Nahrungsmittelproduktion. Pro Person also auf rund 2 bis 2,5 Tonnen CO2 und andere Klimagase. Am umweltschädlichsten ist die Herstellung von Rindfleisch – mit rund 20 Kilogramm CO2 je Kilogramm Fleisch, dicht gefolgt von Schaf- und Ziegenfleisch (14,9 Kilo).

Relativ niedrig ist der Wert für Schweinefleisch (7,99 Kilo) und für Geflügelfleisch (4,22 Kilo). Zum Vergleich: Für die Produktion von Gemüse liegen die entsprechenden Werte bei ungefähr 0,9 Kilogramm CO2. WWF-Expertin Tanja Dräger de Teran: „Schon kleine Veränderungen in unseren Gewohnheiten können also in der Gesamtheit zu großen Effekten führen.“

Es sei schon aktiver Klimaschutz, „wenn in der Mittagspause statt Schinkensemmel oder Hamburger die Pasta mit Tomatensauce oder Ratatouille gewählt wird“. Wer sich gar an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hält (450 Gramm Fleisch pro Woche) wird schon zum Klima-Helden. Wenn alle Bundesbürger dem folgen würden, könnten sich die Treibhausgas-Emissionen um 27 Millionen Tonnen im Jahr senken – und alle würden wesentlich gesünder leben. Um rund 40 Millionen könnte der Treibhausgas-Ausstoß aber auch noch verringert werden, wenn alle Einwohner Deutschlands darauf verzichten würden, essbare Nahrungsmittel wegzuwerfen.

Dann könnten rund 2,4 Millionen Hektar Ackerfläche eingespart und anderweitig genutzt werden – eine Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Zur gesunden und klimabewussten Ernährung empfiehlt WFF-Expertin Tanja Dräger de Teran:

  • Gemüse in Massen, Fleisch in Maßen
  • Kochen nach Kalender, also unter Verwendung saisonaler Produkte
  • Bioprodukte bevorzugen
  • Einkauf von Fleisch aus artgerechter und nachhaltiger Haltung.

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