Klicken im Kampf gegen den Welthunger

Wer ohnehin viel im Internet ist, kann zwischendurch auch Gutes tun - und es kostet ihn nichts: Mehrere Websites unterstützen mit Klicks Hilfsorganisationen in Entwicklungsländern. Matthias Breitinger stellt sie vor.
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Website FreeRice.com
Screenshot: nz Website FreeRice.com

Wer ohnehin viel im Internet ist, kann zwischendurch auch Gutes tun - und es kostet ihn nichts: Mehrere Websites unterstützen mit Klicks Hilfsorganisationen in Entwicklungsländern. Matthias Breitinger stellt sie vor.

Was bedeutet das englische Wort «radiance», was das Wort «indecorous»? Jeweils vier Antwortmöglichkeiten gibt die Website vor, von Klick zu Klick lernt man englische Vokabeln. Ein kostenloser Wortschatztrainer ist FreeRice.com - und er ist noch viel mehr. Denn für jede richtige Antwort spendet der Betreiber der Website 20 Reiskörner an das Welternährungsprogramm WFP der Vereinten Nationen. Damit ist FreeRice.com ein spielerischer Ansatz im Kampf gegen den Welthunger.

Dabei begann die Website ohne die Spendenaktion: John Breen, ein IT-Experte aus dem US-Bundesstaat Indiana, programmierte den Vokabeltrainer zunächst zu Lernzwecken für seine Kinder. Erst später verband er die Website mit dem guten Zweck. Die Grundidee der Finanzierung ist dabei simpel: Unter dem Vokabel-Kasten erscheinen jeweils Werbebanner. Mit den Einnahmen daraus finanziert Breen die Reisspenden für das UN-Programm. Nun sind 20 Reiskörner nicht viel. «Rund 19.000 Körner werden für die tägliche Ernährung eines Erwachsenen gebraucht», erläutert der Leiter des Berliner WFP-Büros, Ralf Südhoff, im Gespräch mit der Netzeitung. Doch bekanntlich macht auch Kleinvieh Mist, und so hat die Website seit ihrem Start am 7. Oktober 2007 bis Anfang Mai mehr als 32 Milliarden Reiskörner zusammengebracht. Das entspricht etwa 670 Tonnen Reis.

Damit hat die UN-Organisation bisher Schulspeisungen in Uganda und ein Mutter-Kind-Programm in Kambodscha unterstützt sowie Reis an Birma-Flüchtlinge in Bangladesch und an Flüchtlinge aus Bhutan in Nepal verteilt. «Wegen der explodierenden Lebensmittelpreise ist FreeRice für uns wichtiger denn je», sagt Südhoff. «Solche Aktionen sind hochwillkommen.» Mit dem enormen Erfolg von FreeRice.com habe das WFP nicht gerecht.

Ein Klick, eine Tasse

Verbessere dein Englisch und tue Gutes - nicht die einzige Idee im Internet, um auf die Armutsprobleme in der Welt aufmerksam zu machen und sie bekämpfen zu versuchen. Ein ähnliches Projekt läuft seit fast neun Jahren: Im Juni 1999 startete The Hunger Site, die auf der gleichen Idee basiert wie FreeRice.com. Die Einnahmen aus angeklickten Werbebannern fließen zu 100 Prozent an zwei Hilfsorganisationen: Mercy Corps, die Armut und Hunger in Afrika, Asien und Lateinamerika bekämpft, und America's Second Harvest, die mit Suppenküchen oder Schulprogrammen den Ärmsten in den USA hilft. Mehr als zwei Drittel gehen dabei an Mercy Corps.

Im Gegensatz zu FreeRice darf jeder User auf The Hunger Site nur ein Mal täglich Gutes tun: Ein Klick pro Tag auf den orangefarbenen Knopf «Click Here to Give - it's FREE!» («Klicken Sie hier, um zu spenden - es ist kostenlos!») ist zulässig, und er löst eine Spende aus, die je nach den Werbeeinnahmen des Website-Betreibers unterschiedlich hoch ausfällt und in der Einheit «Tasse Lebensmittel» angegeben wird. Beispielsweise zählte die Website am 10. Mai rund 118.500 Klicks. Damit wurden fast 134.000 Tassen gespendet, was 7,6 Tonnen Lebensmittel entspricht, wie die Website selbst auf ihrer Ergebnisliste ausweist. Auf diese Weise kamen seit 1999 bis Ende April 2008 mehr als 32.000 Tonnen Lebensmittel zusammen, ausgelöst durch mehr als 435,5 Millionen Klicks. Der Klick führt zu einer «Dankeschön»-Seite, auf der eine Reihe von Werbebannern zu sehen sind, ohne die The Hunger Site nicht funktionieren würde.

Eine Win-Win-Situation

Hinzu kommen Einnahmen aus einem Online-Store, der der Betreiber der Website, CharityUSA.com mit Sitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington, außerdem aufgebaut hat. Ähnliche Projekte mit dem gleichen Klick-Konzept betreibt CharityUSA.com zum Schutz der Regenwälder oder für den Kampf gegen Analphabetismus oder gegen Brustkrebs. Auch wenn der Betreiber das Wort «charity» im Namen führt: Ein Wohltätigkeitsverband ist CharityUSA.com nicht, sondern ein ganz normales Unternehmen, das sich aber der Hilfe verschrieben hat. Daher verwendet es einen Teil der Erlöse aus dem Store auch, um die Betriebskosten zu decken, denn die Einnahmen aus den Werbebannern sollen komplett der guten Sachen zukommen.

Die simple Idee ist eine Win-Win-Situation: Die Betreiber sammeln Geld für einen guten Zweck, die werbenden Unternehmen - auf FreeRice.com beispielsweise der US-Haushaltswaren-Shop Mikasa oder Alibris, ein amerikanischer Anbieter von gebrauchten Büchern - verdienen sich ein positives Image im Umfeld solcher Websites.

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