Klassische Musik - ein Allzweckmittel im Untergrund

Tokio/ München - Es begann mit einem kleinen Missgeschick: Im vergangenen Sommer spielte ein U-Bahn-Fahrer in Tokio versehentlich Musik statt einer Ansage ein. Das kam bei den Fahrgästen aber so gut an, dass ein Programm klassischer Musik nun in mehreren Zügen auf einer Metrolinie getestet werde, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.
Ein U-Bahn-Betreiber der japanischen Hauptstadt spielt in seinen Waggons zum Beispiel die Solostücke "Nocturnes" von Frédéric Chopin. Bei den Fahrgästen soll die musikalische Unterhaltung für Entspannung sorgen - und das dürfte zumindest bei dem schlafenden Passagier im Bild gelungen sein. Damit trotzdem niemand seinen Ausstieg verpasst, sei die Lautstärke der Musik aber etwas leiser als die Ansagen zu Haltestellen, Anschlusszügen und Sicherheitshinweisen.
Klassik in der U-Bahn auch in München
Mit der Idee, klassische Musik im Untergrund zu spielen, sind die Japaner allerdings keine Vorreiter. Bereits vor über zehn Jahren konnten Fahrgäste in München auf der sogenannten "Klassik-Linie" der U3 und U6 zwischen Odeonsplatz und Münchner Freiheit Klängen von Mozart, Vivaldi oder Mendelssohn-Bartholdy lauschen.
Auch damals wollte man durch Musik die Fahrgäste dazu bringen, sich zu entspannen. Die musikalische Unterhaltung diente aber noch einem weiteren Zweck: Sie sollte ein "Gefühl der subjektiven Sicherheit" vermitteln. Und das Musik-Projekt war erfolgreich: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, vermittelt ein Ort, an dem "zivilisierte Musik" gespielt wird, bei 20 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen den Eindruck, sie seien vor gewalttätigen Übergriffen geschützt.
Klassische Musik ist also ein echter Geheimtipp für Sicherheit und Entspannung im U-Bahn-Netzwerk.