Missbrauchsbilder bei "Alice in Wonderland" – Prozessbeginn

Vor einem Jahr legten Ermittler eine weltweit agierende Kinderpornografie-Plattform still. Nun stehen fünf mutmaßliche Drahtzieher vor Gericht.
Petra Albers, dpa |
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Die Angeklagten sollen laut Staatsanwaltschaft unerlässlich für den funktionierenden Betrieb der Plattform gewesen sein.
Die Angeklagten sollen laut Staatsanwaltschaft unerlässlich für den funktionierenden Betrieb der Plattform gewesen sein. © Federico Gambarini/dpa
Mönchengladbach

Hunderttausende Nutzer, Millionen Bilder mit Missbrauchsdarstellungen: Ein Jahr nach dem Schlag gegen die Betreiber einer riesigen Kinderpornografie-Plattform hat vor dem Landgericht Mönchengladbach der Prozess gegen fünf mutmaßliche Drahtzieher begonnen. Die 44 bis 63 Jahre alten Männer sollen als Moderatoren oder Administratoren der Darknet-Plattform mit dem Namen "Alice in Wonderland" aktiv gewesen sein.

User aus aller Welt tauschten dort laut Anklage Fotos und Videos aus, die schweren sexuellen Missbrauch von Mädchen zeigten, darunter auch Babys. Zudem diente das Forum demnach dazu, Kontakte zwischen Gleichgesinnten herzustellen, um sich zum sexuellen Missbrauch von Kindern zu verabreden. 

Angeklagte sollten User unkenntlich machen

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten bandenmäßiges Verbreiten kinderpornografischer Inhalte und den Besitz von Kinderpornografie vor. Als Moderatoren oder Administratoren seien sie seit 2019 über fünf Jahre hinweg für den Betrieb der Plattform unerlässlich gewesen. Eine ihrer Aufgaben sei es gewesen, User bei selbst erstellten Inhalten unkenntlich zu machen, um eine spätere Strafverfolgung zu erschweren. 

Zwei Stunden lang verlasen zwei Staatsanwälte der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) die Anklage. Die Angeklagten hörten sich die Beschreibung der Bilder mit überwiegend unbeteiligt wirkenden Gesichtsausdrücken an. Die Männer stammen aus Jüchen (Rhein-Kreis Neuss), Kiel, München, Grafenau (Niederbayern) und Neetze (Niedersachsen).

Plattform 2024 stillgelegt

Ein 63 Jahre alter Angeklagter aus Neetze legte am ersten Verhandlungstag ein Geständnis ab. Wie der Verteidiger sagte, räume sein Mandant alle Vorwürfe in vollem Umfang ein und bereue die Taten sehr – insbesondere das Leid, das die Opfer durch ihn erlitten hätten. Drei weitere Anwälte kündigten für den Prozess Geständnisse ihrer Mandanten an.

Unter Federführung der Duisburger Polizei hatten Ermittler die Plattform im September 2024 stillgelegt und bei Durchsuchungen in sechs Bundesländern umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Allein in der Wohnung des 44-jährigen Kielers wurden laut Staatsanwaltschaft rund 75.000 Bilddateien gefunden. Die Männer wurden bei der Razzia festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Verfahren gegen Hunderte Nutzer

Inzwischen hat die ZAC Verfahren gegen 560 bundesweit identifizierte Nutzer der Plattform eingeleitet, wie eine Sprecherin auf dpa-Anfrage mitteilte. In NRW seien bislang drei Beschuldigte wegen bandenmäßiger Verbreitung von Kinderpornografie zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. 

Der Kinderschutzbund lobte die Anstrengungen der Behörden im Kampf gegen solche Plattformen. "Sowohl das Bundeskriminalamt als auch viele Polizeien der Länder haben die Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen im Netz zu einer Priorität ihrer Arbeit gemacht", sagte Vize-Präsident Joachim Türk der Deutschen Presse-Agentur. Jedoch müsse auch das Löschen von Darstellungen vergangener Missbrauchstaten vorangetrieben werden. 

Für den Prozess hat das Landgericht zehn weitere Verhandlungstage bis Mitte November angesetzt.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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