Kinder ausgesetzt: Deutsches Paar bei Aosta aufgespürt
AOSTA - Das deutsche Paar, das drei Kinder in Aosta zurückgelassen hat, ist am Donnerstag in einem Wald nahe der norditalienischen Stadt aufgespürt worden. Die beiden leben, sagte der Polizeichef von Aosta, Alessandro Carmeli.
Die beiden waren in einem Waldgebiet rund zehn Kilometer von der Stadt Aosta entfernt unterwegs, als die Einsatzkräfte sie am Nachmittag aufspürten. Sie seien festgenommen worden und sollten im Polizeipräsidium vernommen werden, sagte ein Sprecher der Polizei. Bislang hätten sie sich noch nicht zu den Gründen ihres Verschwindens geäußert. Es sei Anzeige wegen Aussetzung von Minderjährigen erstattet worden. Auch die Staatsanwaltschaft Siegen hat Vorermittlungen gegen die Mutter aufgenommen.
Die 26 Jahre alte Frau aus dem sauerländischen Finnentrop und ihr 24-jähriger Lebensgefährte hatten nach den Worten des Polizeisprechers in Aosta nicht versucht, vor der Polizei zu flüchten. Sie hätten auch keinerlei Widerstand geleistet. Auf die Spur des Paares seien die Ermittler durch mehrere Hinweise gekommen. Die beiden seien auf einem Weg in einem Waldgebiet gelaufen. Italienischen Medienberichten zufolge sind sie bei guter Gesundheit.
Der Hintergrund
Das Paar hat seine drei Kinder im Alter von zehn Monaten sowie vier und sechs Jahren alleine in einer Pizzeria in Italien sitzen gelassen und waren wie vom Erdboden verschluckt. Die Polizei befürchtete, dass sich das Paar etwas antun könnte. Aus Aufzeichnungen der Beiden ging hervor, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten waren und Selbstmordabsichten hegten.
Am Mittwochabend wurde dann bekannt: Bei dem Begleiter der Mutter handelt es sich um einen verurteilten Erpresser, der vor rund drei Wochen aus der Haft flüchtete.
Die Siegener Staatsanwaltschaft hat ein Vorermittlungsverfahren gegen die Mutter eingeleitet. „Es wird geprüft, ob der Anfangsverdacht einer Straftat besteht“, hieß es. Allerdings scheinen die Umstände des Zurücklassens der Kinder in einer Gaststätte die Voraussetzungen für eine „Aussetzung“ und „Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht“ nicht zu erfüllen. Dies setze als Folge der Tat erhebliche Gefahren oder Schäden für die Opfer voraus.
Die Kinder
Mitarbeiter des Olper Kreisjugendamtes wollten die Kinder an diesem Freitag zurück ins Sauerland holen. Sie würden voraussichtlich bei den Großeltern untergebracht. „Derzeit geht es den Kindern nach unseren Erkenntnissen gut“, sagte ein Kreissprecher. Das berichtete auch die italienische Tageszeitung „La Repubblica“: Die Kinder seien „wohlauf und vielleicht glücklich wie nie zuvor“ in einem Heim im Zentrum von Aosta. Die Kleinen spielten mit ihren italienischen Schicksalsgenossen und verständigten sich mit Händen und Füßen hervorragend.
Ihren 24 Jahre alten Begleiter hatte die Frau aus dem sauerländischen Finnentrop im Gefängnis kennengelernt. Dort sitzt der leibliche Vater der Kinder eine Strafe von zwei Jahren und acht Monaten wegen Körperverletzung mit Todesfolge ab. Er hatte 2006 ein weiteres Kind des Paares so sehr geschüttelt, dass es starb. Der 24 Jahre alte neue Freund der Frau war Anfang April nicht in die Haft zurückgekehrt. Er muss noch zwei Strafen wegen schwerer räuberischer Erpressung bis Mitte 2011 verbüßen. Die Ermittler gaben dem Mann noch die Möglichkeit, freiwillig nach Deutschland zurückzukehren.
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